Rezension

Wenn ein Haus von weitaus geringerer Bedeutung ist als die Menschen, mit denen man zusammenlebt

Der Klang des Herzens - Jojo Moyes

Der Klang des Herzens
von Jojo Moyes

Bewertet mit 4 Sternen

Isabel ist eine begnadete Konzertgeigerin. Ihre Geige bedeutet ihr wirklich alles. Als plötzlich ihr Mann bei einem Unfall ums Leben kommt, scheint ihr Leben über sie hereinzubrechen. Ihre Kinder sind ihr beinahe fremd, da sie viel auf Konzertreisen war und Geldnöte vergrößern ihre Sorgen noch zusätzlich. Direkt in London können sie sich das Leben nicht mehr leisten. Scheinbar passend bekommt sie ein großes Haus von ihrem Großonkel vererbt. In welchem katastrophalen Zustand sich das Haus befindet, ahnt bis zum Zeitpunkt des Einzugs jedoch keiner von ihnen. Der Nachbar Matt bietet Isabel an, ihr bei Renovierungsmaßnahmen zu helfen. Dies nimmt sie dankbar an und ahnt nicht, das mehr hinter seiner Hilfsbereitschaft steckt.

Erzählt wird die Geschichte in der dritten Person. Dies hindert den Leser jedoch nicht daran, einen guten Einblick in die Gedanken und Gefühle der Charaktere zu bekommen und mit ihnen mitzufühlen. Der Schreibstil ist gut und flüssig zu lesen und durch viele detaillierte Beschreibungen kann sich der Leser das Setting und die Handlung bildlich vorstellen.

Besonders schön ist, dass nicht nur die Geschichte von Isabel und ihren Kinder erzählt wird, sondern auch die von anderen Charakteren wie die von dem scheinbar durchaus hilfsbereiten Matt oder von Byron, der sie ebenfalls bei Bauarbeiten unterstützt und sich zu Beginn eher zurückhaltend verhält. Sie alle haben eine umfassendere und tiefergehende Vergangenheit, als es zu Beginn scheint und entwickeln sich im Laufe der Zeit. Dass die Figuren ganz anders sind, als sie sich zunächst verhalten und dem Leser zu Beginn glauben lassen, hebt die Spannung der Geschichte. Schnell wird klar, dass jeder von ihnen seine eigenen ganz anderen Erfahrungen gemacht hat, die ihn auf unterschiedliche Art und Weise geprägt haben. Diese Vielschichtigkeit und die Entwicklungen sind faszinierend und ziehen den Leser in ihren Bann. Zudem ist es spannend zu sehen, wie sehr man sich in einigen Menschen täuschen kann – sei es auf positive oder auf eher negative Art und Weise.

Der Anfang der Geschichte zieht sich ein wenig und entfacht nur wenig bis kaum Spannung. Erst im Verlauf wird es besser und fängt an, den Leser zu fesseln. Je mehr man über die Charaktere und den Hintergründen für ihr Handeln erfährt, desto besser gelingt es, mit ihnen zu sympathisieren. Sie wirken dann doch relativ schnell authentisch und entwickeln ihren eigenen Charme oder ihre eigenen individuellen Charakterzüge.

Der Umgang von Isabel mit ihrer Situation ist interessant zu lesen. Sie lässt sich nicht zu sehr von den Entwicklungen und dem einfachen Leben in ihrem heruntergebrochenen Haus unterkriegen. Zwar hat sie schlechte Momente, in denen ihr alles über den Kopf zu brechen droht, aber dann schafft sie es wieder, zumeist mit der Unterstützung anderer Menschen, nach vorne zu blicken und ihr einfaches Leben, auch wenn sie nicht so viel Geld haben und von dem Leben müssen, was sie in ihrem Garten anbauen können, zu genießen. Schnell lernen sie und ihre Familie, dass ein Haus an sich oder Statussymbole weniger wichtig sind als der Zusammenhalt der Familie. Diese gelebten Werte und die Charakterstärke können durchaus als Inspiration für den Leser dienen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dies wieder ein sehr schönes Buch von Jojo Moyes ist, das im Verlauf spannende Familien- und Liebesgeschichten erzählt und seinen eigenen Charme entwickelt, das aber von der Geschichte und den übermittelten Emotionen nicht ganz an andere Bücher von ihr heranreicht.