Rezension

Wenn Freundschaft zur Mutprobe wird

Beste Freunde -

Beste Freunde
von Sharon Bolton

Bewertet mit 4 Sternen

Die Schulzeit neigt sich für sechs Freunde dem Ende zu. Die Abschlussprüfungen sind geschrieben und der verheißungsvolle Sommer bis zu den neuen Pflichten des Lebens verspricht eine aufregende Zeit zu werden. Eine verhängnisvolle Mutprobe verleitet sie zu einem gefährlichen Fehler, für den sie bis zu ihrem Lebensende büßen. Denn eine nimmt die ganze Schuld auf sich, bis der Tag der Abrechnung kommt. 

Bei „Beste Freunde“ haben Cover und Klappentext mein Interesse geweckt. Mein Eindruck war, dass ich damit einen unterhaltsamen Thriller bekomme, der sich gut lesen lässt und spannende Lesestunden verspricht. Dieses Versprechen wurde gehalten. 

Autorin Sharon Bolton hält sich nicht lange mit Vorgeschichten der Figuren auf. Gleich am Anfang stößt man auf die sechs Freunde - bestehend aus drei jungen Frauen und Männern - die müßig am Pool verweilen und nebenher Pläne für einen aufregenden Sommer sowie eine verheißungsvolle Zukunft schmieden.

Dieses Gefühl fand ich großartig eingefangen. Sharon Bolton beschreibt perfekt die Emotionen, die sich an der Schwelle zum „echten“ Leben einstellen. Die Schule liegt so gut wie hinter einen, aber bislang ist man nicht in der anderen Welt angekommen. Dazwischen locken ausgelassene Verrücktheiten, die in schillerndsten Farben ausgekostet werden wollen. 

Das Gefühl hält nicht lange an, weil die sechs Freunde einen fatalen Fehler begehen: Sie lassen sich auf eine Mutprobe ein, die sie bis ans Ende ihrer Tage verfolgt.

Zwar nimmt Megan die alleinige Schuld für die Konsequenzen auf sich, um den anderen einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, doch dieses Geständnis ist nicht geschenkt. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis wird sie von jedem einen Gefallen einfordern, und um sich die passende Abrechnung zu überlegen, hat sie 20 Jahre lang Zeit.

Danach schließt der Thriller in der Gegenwart an, wo die verbliebenen fünf Freunde ahnen, dass es ungemütlich für sie werden wird. Nun sind 20 Jahre vergangen und es gibt jemanden, der bald einen Gefallen einlösen wird. 

Im Gegenwartsstrang kommen die Thriller-Elemente ausgezeichnet zur Geltung. Denn die Freunde fürchten sich und haben einiges zu verlieren. Sie spielen gedanklich durch, was im Einzelfall gefordert werden könnte, und Megan selbst stößt ans Gedankenkarussell und facht damit die aufkommende Panik an. 

Es hat Spaß gemacht, den Freunden vor Angst den Schweiß unter die Achseln zu treiben und sie bei ihren - teilweise gemeinen - Überlegungen zu beobachten. Sie winden und drehen sich und versuchen, der Situation zu entkommen. 

Die Autorin fügt einen feinen Kniff ein, der den Thriller auf eine fesselndes Spannungsebene hebt und Raum für Spekulationen sowie perfide Spielchen gibt. Es scheint, dass Megan die Freunde auf ihre Art bezahlen lässt, was das Leben aller aus den Angeln hebt. 

Sharon Bolton erzählt spannungsreich und treibt die Handlung in einem guten Tempo voran. Gestört hat mich, dass ich mich mit den sechs Figuren schwergetan habe und mir diese manchmal durcheinander kamen. Den Charakteren hat es an Tiefe gefehlt, welche meiner Meinung nach für einen unterhaltsamen Thriller nicht zwingend notwendig ist. 

Der Showdown hält Überraschungen bereit, die zum Genre passen, aber mir etwas zu verwinkelt und übertrieben waren. Trotzdem war es erforderlich, dass die Handlung auf irgendeine Weise endet. Der Leser wird zu guter Letzt auf unerwartete Wege geführt, was ich insgesamt als gelungen empfand.

Alles in allem habe ich einen gut zu lesenden Thriller erwartet und diesen erhalten, den ich gerne an Interessierte weiterempfehle.