Rezension

Wer anderen eine Grube gräbt...

Hab und Gier - Ingrid Noll

Hab und Gier
von Ingrid Noll

Die pensionierte Bibliothekarin Karla wird von einem ehemaligen Kollegen zum Gabelfrühstück eingeladen. Wolfram ist krebskrank und hat nicht mehr lange zu leben. Er macht ihr ein Angebot: Wenn sie für eine Beerdigung nach seinen Wünschen sorgt, erhält sie ein Viertel seines Vermögens als Erbe; pflegt sie ihn bis zum Tod und erspart ihm das Krankenhaus, bekommt sie die Hälfte; bringt sie ihn aber nach seinen Wünschen um, erbt sie alles - und das ist beträchtlich viel. Karla zieht eine jüngere Kollegin zu Rate, und die hat keine Skrupel...

Eigentlich ist es eine sehr ernste ethische Frage, die dem Buch zugrunde liegt: Wie weit geht ein Mensch um eines materiellen Vorteils willen? Doch wie immer kommt dies bei Ingrid Noll leicht daher in der Form einer rabenschwarzen Komödie. Die dritte Option wird ernsthaft geprüft, und offensichtlich bricht schon das Gedankenspiel Hemmungen und Tabus. Nicht nur Wolfram stirbt, sondern auch einige weitere Protagonisten, und auch in ihrer Vergangenheit gibt es so manchen schwarzen Fleck. Das Buch ist ganz nach Nolls typischer Masche gestrickt; wer Freude an ihren bitterbösen Krimis hat, wird wohl auch diesen gern lesen.