Rezension

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Wer den Stil der 80er und 90er mag ist hier richtig

Die Expansion - Christoph Martin

Die Expansion
von Christoph Martin

ACHTUNG: SPOILER

Manchmal finde ich bei einem Buch, das „Book on Demand“ gedruckt ist, wahre Perlen. Bei denen man nicht versteht, warum kein Verlag oder Agent sich dessen angenommen hat, um es zu schleifen und dann herauszubringen. Bei dem Buch von Christoph Martin „Die Expansion“ bin ich mir da nicht so sicher. Die Geschichte um Max Burns, einem Ingenieur für Großprojekte, ist zwar voller Ideen, sie ist am Ende auch rund, zum Teil spannend, aber trotzdem für mich nicht wirklich fesselnd. Zwei Männer, die sich seit ihrer Kindheit kennen und gegenseitig unterstützen, finden sich nach Jahren der Trennung über eine Ausschreibung zur Erweiterung des Panamakanals wieder. Die Familiengeschichte von Max wird kurz umrissen, genauso wie die seines Freundes Godfredo. Hier bereits habe ich das Gefühl, einem Schreibstil und Geschichtenerzählens der 80er- und 90er-Jahre des letzten Jahrhunderts zu begegnen.

Natürlich geht es nicht mit rechten Dingen zu, wer die Ausschreibung gewinnt. Natürlich werden Firmen, Unternehmen, Regierungen geschmiert, verraten Personen in hohen und höchsten Kreisen Geheimnisse. Die Beschreibung der Figuren und ihrer Charaktere scheinen einem der Spionageromane entsprungen zu sein, gepaart mit einem Hauch von Simmel und Konsalik. Der einzige Unterschied ist, dass hier zumindest mehrere Frauen nicht dem üblichen Muster folgen sondern tatsächlich ebenfalls einen Karrieresprung geschafft haben. Sei es, um im Team von Max zu arbeiten, oder aber, um als Agentin ihrem Land zu dienen. Und auch da sind mir die Protagonistinnen wie aus einem billigen C-Film entsprungen. Die Figuren sind allesamt zu durchschaubar und ihre Handlungen vorhersagbar. Karis Deen, die Agentin mit Herz in diesem Roman, soll für ihr Land das beste herausholen, und das kann sie dann auch. Wie sie das macht, ist allerdings unglaubwürdig. So, wie eine der wenigen Frauen im Ingenieursteam von Max sich Monate mit ihm und den anderen aus dieser Arbeitsgruppe auf einer Insel, abgeschottet von der Außenwelt sich nur dem Auftrag verschreibt … als junge Mutter, die ihr Kind so lange alleine lässt?

Der Autor hat das Buch nicht alleine geschrieben, sondern mit Unterstützung von Libby O'Loghlin. Sie schreibt eher Kurzgeschichten und ist laut eigener Aussage in der erzählerischen Medienproduktion tätig. Schade, dass sie nicht als Co-Autorin mit auf dem Umschlag vermerkt ist. Die einzelnen Kapitel und Abschnitte im Buch wirken in der Tat wie Kurzgeschichten, wirken wie ein gut gefülltes Sandwich mit allen Zutaten. Bei vielen Romanen ist ein Zeitsprung ein gutes Stilelement, hier sind mal ein Monat, mal ein Jahr vergangen,und man fragt sich, ist in der Zwischenzeit wirklich nichts passiert? Dabei wirkt jedes einzelne Kapitel sehr gut für sich stehend mit viel Action und dennoch will es einfach nicht zünden, die Lesefreude. Es fehlt die Einfühlsamkeit und ist zu oberflächlich. Als Buch und Film gab und gibt es unzählige ähnliche Geschichten, etwas wirklich Neues wird einem nicht geboten. Vielleicht sollte man das Buch in der Originalversion lesen.

 

Das Buch erschien zunächst in englischer Sprache, ehe es nun auch auf Deutsch erhältlich ist. Mehr Informationen auch unter: https://www.theexpansionbook.com/