Rezension

wer es eher derb, ehrlich und direkt mag, ist hier richtig

Lebenslänglich Lebensretter -

Lebenslänglich Lebensretter
von Horst Heckendorn

Bewertet mit 3.5 Sternen

Nein, Horst Heckendorn sagte mir vor dem Band „Lebenslänglich Lebensretter … vom Fluch und Segen ein Retter zu sein …“ nichts. Dabei ist es zu diesem Thema bereits das dritte Buch von ihm. Ein Notfallsanitäter als Autor? Ja, irgendwie muss man sich ja die ganzen schrägen Sachen, die einem während des Dienstes passieren, von der Seele hauen. Warum also nicht schreiben und dadurch vielleicht noch ein paar Scheinchen dazu verdienen. Seine ersten beiden Bände seien hier namentlich erwähnt, über den Inhalt kann ich nichts sagen.
Ich bin zu alt für diese Scheisse/Man wird nicht jünger durch den Scheiss; da merkt man gleich, es geht hier weder sachlich noch zimperlich zu. Im Gegenteil, trägt er sein Herz auf der Zunge und scheut vor keinem Thema zurück. Ich denke, das kann man sich auch nicht leisten, in diesem Beruf.
Was diesen Band durchzieht wie ein roter Faden, sind seine Hinweise auf die Frischlinge, die sich strikt an ihre Ausbildung halten. Ob da bereits ein Mensch liegt, der mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr in diese Welt zurückkommt, sei es aufgrund des hohen Alters oder aus anderen Gründen, es wird das volle Programm durchgezogen. Und, wie der Autor es nennt, der gesunde Menschenverstand komplett ausgeschaltet.Warum? Die Gefahr, sich schuldig zu machen, nichts zu tun, zu wenig getan zu haben oder warum auch immer die Angst den jungen Sanitätern im Nacken sitzt.
Am Anfang macht er gleich mal darauf aufmerksam, dass er eine große Schrift ausgewählt hat, angeblich, um sonst weniger Lesefreudigen es leichter zu machen. Man könnte auch auf die Idee kommen, dass bei kleinerer Schrift der Umfang geringerer gewesen wäre, was manchem nicht so gut gefällt. Auch findet er Political Correctness und gendern verzichtbar. Damit kann ich leben, was ich nicht so gut finde ist, dass er sich immer erst im Nachhinein in einigen Kapiteln für Dinge entschuldigt, für die er sich seiner Meinung nach entschuldigen muss. Das kann man auch an den Anfang setzen, der Herzschlag wird dadurch nicht gar so arg strapaziert.
Verwendet werden Geschichten, die er selbst erlebt hat beziehungsweise die er aus dem Kollegenkreis erhielt. Allesamt sind nicht weiter tragisch, amüsant sind sie trotzdem. Nur bei wenigen kommt man ins Grübeln und muss die Luft anhalten, so furchtbar ist das Geschilderte. Derb und unter die Gürtellinie kommt natürlich auch das ein oder andere zur Sprache, was bei den vielen Männern bei der Kollegschaft nicht weiter verwundert.
Sprachlich darf man nicht auf preisverdächtige Sätze hoffen, nur das Märchen zeigt hier eine Ausnahme. Eine der wichtigsten Aussagen betrifft, was wundert es, die zunehmende Gewalt gegenüber der Sanitätsmannschaft eines Trupps, die doch eigentlich nur helfen, Leben retten wollen. Sprachlos steht man dem gegenüber, ich will doch auch nur, das mir im Notfall geholfen wird. Dann bitte von jemandem wie dem Autor. Da hätte ich auch noch eine Geschichte beizusteuern, wie mal der Notarzt und seine Mannschaft zu mir in einen Bach steigen mussten …
Mehr vom Autor und seinen Büchern findet sich zum Beispiel unter https://www.horst-heckendorn.ch/schlagzeilen/