Rezension

Wer ist Kates Mörder?

Tu es. Tu es nicht. - S. J. Watson

Tu es. Tu es nicht.
von S. J. Watson

Bewertet mit 4 Sternen

Julia ist verheiratet und hat einen Sohn. Es ist nicht ihr leiblicher, sondern der ihrer Schwester, den sie adoptiert hatte.
Sie ist mit ihrem Leben zufrieden, sie hat einen sie liebenden Mann und einen Sohn, den sie über alles liebt. 
Sie fällt in ein tiefes Loch, als ihre Schwester Kate ermordet wird. Trotz intensiver Bemühungen gelingt es der Polizei nicht, ihren Mörder zu finden. Julia ist am Boden zerstört und versucht selbst, den Mörder zu finden.
Verzweifelt versucht sie die Schritte zu gehen, die ihre Schwester gemacht hat und hofft auf diesem Weg, den Mörder zu finden. Aus diesem Grund meldet sie sich bei einer online-Dating-Firma und trifft dort auf den gutaussehenden Lukas.
Nach anfänglichen Bedenken trifft sie sich später auch mit ihm und verliebt sich in ihn, einem Fremden.
Sie beginnen eine heiße Liebschaft, bis sich die Ereignisse überschlagen und sie zu überwältigen drohen ...

Unter dem Vorwand, doch nur herausfinden zu wollen, wer ihre Schwester ermordet hat, trifft sie sich mit Lukas. Julia ist hin- und hergerissen, hat er etwas mit dem Tod ihrer Schwester zu tun oder nicht. Er hat ein Alibi, aber war er es wirklich nicht? Sie geht ein großes Wagnis ein, ist ihm aber schon recht schnell verfallen. Einmal die Woche treffen sie sich und können die Finger nicht voneinander lassen.
Kates ehemalige Mitbewohnerin Anna, die nach Kates Tod den Kontakt zur Julia suchte, wurde deren Vertraute und warnte sie immer wieder, aber Julia hat längst die Kontrolle über ihr Leben verloren.
Sie Suche nach dem Mörder belastet auch ihre Ehe mit Hugh, der lange Zeit Nachsicht mit Julia übt.
Julia schleppt nicht nur das Geheimnis der Liebschaft mit Lukas mit sich herum, sondern auch noch welche aus ihrer Vergangenheit, die sie noch heute belasten.

Um welche Geheimnisse es in der Vergangenheit geht, kommt erst langsam und nach und nach auf den Tisch. Der Autor lässt sich Zeit, dieses Geheimnis zu lösen.

Während die erste Hälfte des Buches doch ruhig, etwas zu ruhig verlief, gewann die Geschichte ab der Hälfte an Fahrt. Als sich Julias Leben zu einem Albtraum entwickelte, bewegte sich endlich der Roman. Von da an hatte ich Probleme, ihn aus der Hand zu legen.
Ihre Selbstzweifel und Ängste, die sie durchleben musste, wirkten echt  und als Leser fiel es nicht schwer, sie emotional mitzuerleben. Gerade, wenn der Punkt erreicht war, dass in ihr Leben wieder etwas Ruhe eintrat, ging es in der Beschleunigung weiter. Ein Auf und Ab und dann scheinbar im Sturzflug abwärts. Sie kommt ins Trudeln und weiß weder aus noch aus.

Julia ist eine Protagonistin, die alles hatte und doch war sie bereit, es für einen Mann wegzuwerfen. Wirkliche Sympathie konnte ich leider nicht für sie aufbringen, sie tat mir letztendlich einfach nur leid. Aber sie ist eine Kämpferin und das habe ich an ihr bewundert.

Ich habe immer mitgerätselt, wie denn die  Zusammenhänge sein könnten, auf was es nun hinausgeht, aber ich lag nur in Ansätzen richtig, die ganze Wahrheit kam dann doch überraschend.

Der Roman von S.J. Watson hat eine zu lange Anlaufzeit, weswegen ich auch einen Stern abziehe, aber einmal in Fahrt gekommen, kann man ihn nicht mehr aus der Hand legen.
Ich empfehle ihn gern weiter.