Wer lügt hier und warum? Starker Jugendroman
Bewertet mit 5 Sternen
Zugegebenermaßen war ich zu neugierig, was sich hinter diesem doch recht gehypten Buch verbirgt und hatte auch Lust auf einen Young-Adult-Roman. Ich hatte keine Ahnung, was mich bei dieser Geschichte alles erwarten wird.
In „We were liars. Solange wir lügen“ von E. Lockhart geht es um die 17-jährige Cadence (kurz: Cady). Sie und ihre Familie verbringen schon seit eh und je die Sommerferien auf der Insel der Großeltern. Mit von der Partie sind unter anderem auch Mirren (ihre Cousine), Johnny (ihr Cousin) sowie Gat (bester Freund von Johnny). Zusammen sind sie die ‚Liars‘. Ein recht passender Name, wie sich im weiteren Verlauf herausstellen wird.
Doch erstmal zurück zu Cady, die sich in einem dieser Sommer in Gat verliebt. Leider wird das junge Glück durch einen Unfall getrübt, bei dem unsere Hauptprotagonistin ihr Gedächtnis verliert. Erst zwei Jahre später kehrt sie zur Insel zurück. Was damals wirklich passiert ist, darüber spricht jedoch niemand, und das zu erfahren, ist, was die Spannung des Buches ausmacht.
Die Geschichte wird aus Cadys Sicht geschrieben und ist in erster Linie eine Rückblende. Der Schreibstil ist flüssig und doch poetisch und anspruchsvoll. Ich musste mich erst einmal daran und auch an die kurzen Kapitel gewöhnen. Es gibt eine Vielzahl an Metaphern zu entdecken, die einem vermutlich erst beim zweiten Lesen wirklich verständlich werden. Das Besondere ist, dass Cady eine leidenschaftliche Märchenerzählerin ist, was durch Einschübe in die Handlung integriert wird und so ein schönes Geflecht zwischen realer Welt und Fantasie bildet. Für das Mädchen ist es eine Art Bewältigungsstrategie.
Am Ende war dann auch ich überrascht und bin absolut zufrieden mit dem, was mir der Roman geboten hat. Es ist eine erfrischende und zugleich dramatische Familiengeschichte mit jungen Hauptcharakteren in einem idyllischen Setting. Dabei schwebt die ganze Zeit etwas nicht Greifbares in der Luft. Es gibt eine Wendung mit der ich so nicht gerechnet habe und bei der ich eine Weile brauchte, um all das, was die Autorin letztendlich zusammenführt, zu erfassen.
Ich hatte keine Erwartungen, bin positiv überrascht und empfehle das Buch weiter.