Rezension

Wer sabotiert den "Jedermann"?

Elbspiel - Nicole Wollschlaeger

Elbspiel
von Nicole Wollschlaeger

Bewertet mit 5 Sternen

„...Goldberg hatte die vage Ahnung, dass sie sich mitten im Prolog eines Theaterstückes befanden, und hoffte, diesem Schauspiel schnell ein Ende setzen zu können. Möglichst noch bevor sie den Höhepunkt im dritten Akt erreichten...“

 

In Kophusen will Arno Metzinger den „Jedermann“ aufführen. Der ehemalige Schauspieler des Wiener Burgtheaters versucht sich nun als Regisseur. Dass Besondere aber ist, dass das Stück nur mit Laienschauspielern besetzt werden soll. So mancher träumt davon, auf der Bühne stehen zu dürfen.

Nach der Einführungsveranstaltung in der Schule findet der Hausmeister eine Puppe, die gekleidet ist wie Arno und einen Pfeil in der Brust hat. Dabei liegt ein Zitat aus „Jedermann“. Nach dem Fund fällt das obige Zitat. Es sollte nicht die letzte Puppe sein.

Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben, der in der Welt von Sein oder Schein spielt.

Die Ermittlungen liegen in der Hand von Philip Goldberg und seinem Team. Allerdings befürchtet Philip, dass er bald allein auf weiter Flur steht. Peter bewirbt sich um die Rolle des Jedermann und Hauke tigert der schönen Sophie hinterher. Dabei hat Philip momentan selbst ein privates Problem, denn ein Brief seiner Ex lässt ihm keine Ruhe.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist abwechslungsreich. Dadurch werden die Unterschiede zwischen den Ortsbewohnern, die von der Aufführung begeistert sind, und denen, für die das Ganze zu übertrieben ist und die sich von der Euphorie nicht anstecken lassen, deutlich. Philip gehört zu Letzteren.

Ab und an schwingt eine Spur von Sarkasmus mit wie in dem folgende Zitat des Hausmeisters der Schule. Es ist die Antwort auf die Frage, ob schon mal Puppen gefunden wurden.

 

„...So was nicht, nee. Die Kids spielen lieber mit ihren Handys als mit Puppen...“

 

Die Ermittlungen gestalten sich schwierig. Einerseits hat man die örtliche Theatertruppe im Visier, die bei der Aufführung außen vor bleibt, andererseits scheint es in den Kreisen um Arno Metzinger unliebsame Konkurrenten zu geben. Auch der Blick in die Vergangenheit offenbart lang andauernde Feindschaften. Für Philip stellt sich das so dar:

 

„...Für Goldbergs Empfinden gab es zu viele Beteiligte in diesem Fall. Das Knäuel aus Personen und Ereignissen hatte weder einen Anfang noch ein Ende...“

 

Die Zitate beweisen außerdem, dass die Autorin gekonnt das Spiel mit Wörtern beherrscht.Passende Metapher und der Bezug zum Theater werden geschickt genutzt. Der Spannungsbogen zieht zum Schluss weiter an.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Geschichte wird logisch konsequent zu Ende erzählt

und ist für manche Überraschungen gut.