Rezension

Wer siegt?

Spieltrieb - Juli Zeh

Spieltrieb
von Juli Zeh

Bewertet mit 4 Sternen

Der Klappentext:

Alev ist neu in der Klasse und gewinnt sofort Adas volle Aufmerksamkeit. Er ist schön, intelligent und arrogant. Zwischen den beiden entwickelt sich eine obsessive Abhängigkeit, eine leidenschaftliche Hassliebe. Daraus ergibt sich erst die Bereitschaft, dann der Zwang zu Taten, die alle Grenzen der Moral, des menschlichen Mitgefühls und des vorhersehbaren Verhaltens überschreiten. Sie haben nicht nur ihre Mitschüler im Griff, sondern machen auch noch ihren hilflosen Lehrer Smutek zum Opfer einer ausgeklügelten Erpressung. Es beginnt ein perfides Spiel um Sex, Verführung, Macht und Liebe ...

Meine Meinung:

Für diese anspruchsvolle und intelligente Lektüre nimmt man sich am besten die nötige Zeit, um sie auf sich wirken zu lassen. Und dabei ist auf jeden Fall das Beisein eines Wörterbuchs von großem Vorteil, denn die Autorin wirft mit den "exotischsten" Fremdwörtern nur so um sich.

Die Hauptcharaktere des Buches stellen Ada, Alev und den Deutschlehrer Smutek dar.
Alev ist mir seit seinem ersten Auftritt als ein unsympathischer, eingebildeter Besserwisser erschienen und dieses Bild hat er bis zum Schluss aufrecht erhalten. Selbst als er in eine Situation gerät, die mehr als bedauerlich für ihn ausgeht, hat er seine selbstgefällige Art nicht abgelegt - und sowas wie Mitleid konnte ich für ihn nicht empfinden.
Smutek, der arme Smutek - so ist er mir jedenfalls immer vorgekommen. Klug, aber ein armes Würstchen, das sich von seinen Trieben steuern lässt, die ihm in besagtem Spiel scheinbar zum Verhängnis werden.
Ada ist eine Sache für sich. Die 15-Jährige ist das intelligenteste Mädchen am Ernst-Bloch-Gymnasium in Bonn und eine schnelle Läuferin. Sie ist ein Wesen, das mir weder viel Sympathie noch Antipathie abringen konnte. Vorgekommen ist sie mir immer wie eine von sich überzeugte Intelligenzbestie, der nichts etwas ausmacht.

Allzu viel über "das Spiel" mit den unausgesprochenen, aber doch ziemlich klaren Regeln möchte ich jetzt nicht verraten, aber soviel sei gesagt: mindestens einer der drei Spieler hat am Ende verloren. - Dabei war ich mir bis zum Schluss unklar darüber, wer das sein wird...

Die Buchbeschreibung von Spieltrieb hat gerade soviel verraten, dass ich im richtigen Grade neugierig geworden bin und unbedingt in die "Spielwelt" eintauchen wollte. Feststellen musste ich dann, dass der Beginn des Spiels doch einige Seiten auf sich warten hat lassen, obwohl auch das Vorspiel für alle Protagonisten von Wichtigkeit war.

Durchzogen ist das komplette Buch mit einer hochintelligenten Sprache, die einem fast die Sprache verschlägt.^^ Kluge und teils erkenntnisreiche Aussagen runden das Ganze ab.
Also wenn das Lesen dieses Buches nicht bildet, dann weiß ich auch nicht. ;-)