Rezension

Wer war Anna wirklich?

Das Saturei-Medaillon - Christina Auerswald

Das Saturei-Medaillon
von Christina Auerswald

Bewertet mit 5 Sternen

„...Es gab einfach zu wenig Neuigkeiten. Halle lag weit entfernt vom Hof des Kurfürsten, da musste man sich mit winzigen Krümeln von Berichten über die Mode, von gesellschaftlichen Ereignissen, Feierlichkeiten und Kriegen zufriedengeben...“

 

Man schreibt das Jahr 1695. In Halle ist eine Menge los, denn hier soll in wenigen Tagen eine Adelshochzeit stattfinden. Wie das Eingangszitat zeigt, ist das Städtchen sonst meist verschlafen.

Magdalene Rehnikel interessiert das aber wenig. Anna, ihr Amme, ist verstorben. Nun kommen ihr Gerüchte zu Ohren, dass Anna keine gute Frau war. Das kann sie nicht glauben. Anna war nicht nur ihre Amme, sie war für sie wie eine Mutter.

Als Magdalenas Onkel in Annas Nachlass ein wertvolles Medaillon findet, glaubt er, dass sie eine Diebin war.

Gleichzeitig aber gibt es in Magdalenes Ehe Probleme. Ihr Mann lebt neben ihr, nicht mit ihr.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Es ist der dritte Teil der Magdalene – Reihe. Die beiden ersten Teile kenne ich nicht. Zwar konnte ich trotzdem der Handlung gut folgen, doch für das Verständnis der Zwistigkeiten in der Ehe von Magdalene ist es günstig, die Bücher in richtiger Reihenfolge zu lesen.

Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Magdalene ist eine selbstbewusste junge Frau. Ihr Mann ist etliche Jahre älter. Eines aber wird im Laufe der Geschichte deutlich. Er liebt seine Frau und will sie nicht verlieren. Dummerweise machen beide den klassischen Fehler. Sie reden nicht miteinander. Georg vergräbt sich in seinem Labor.

 

„...Aber allmählich, jeden Tag ein winziges Stück mehr, glitten Georg und sie auseinander, kaum, dass Magdalene es merkte, weil die Veränderung allmählich eintrat...“

 

Magdalene stellt Nachforschungen zu Annas Vergangenheit an. So, wie sie an Erkenntnissen gewinnt, wird jeweils kursiv ein Teil aus Annas Leben erzählt.

Sehr anschaulich wird das Leben der damaligen Zeit geschildert.

 

„...Die Kleiderordnung setzte leider allzu enge Grenzen. Sie legte fest, wer aus welchen Stoffen nähen lassen durfte, wer Gold, Silber, Spitze und Borte tragen, wer Gürtel und Schnallen verzieren und Hüte putzen lassen durfte...“

 

Durch Magdalene lerne ich das Leben in dem Haus eines Kaufmanns kennen. Ihr Onkel ist jurist. Das ermöglicht Einblicke in diesen Lebensbereich.

Für die Herkunft des Medaillons spielt die Fruchtbringende Gesellschaft eine wichtige Rolle. Die Männer legten Wert auf die Bewahrung der deutschen Sprache. Wer aufgenommen werden wollte, musst sich literarisch betätigen. Einige der Aufnahmegedichte sind im Buch enthalten. Doch diese Gesellschaft hatte sich überlebt. Mittlerweile gehört es auch in Halle zum guten Ton, dass die höfischen Schichten in Französisch parlieren.

Ein Personenregister und ein inhaltsreiches Nachwort runden das Buch ab.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Am Ende kenne ich nicht nur Annas Lebensgeschichte, sondern auch Magdalene und Georg haben endlich miteinander geredet.