Rezension

Wer war Daniel Aisbrgh?

Die Aisbergh-Akte -

Die Aisbergh-Akte
von Rüdiger und Sonja Lehmann

Bewertet mit 4 Sternen

„...Nach den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs, den turbulenten Zeiten der Weimarer Republik und den Jahren der Verfolgung aufgrund ihrer jüdischen Herkunft war meine Urgroßmutter 1938 kurz vor Kriegsausbruch mit ihren Eltern und ihrer zehnjährigen Tochter Martha in die USA emigriert. Ohne ihren Mann Daniel...“

 

Diese Zeilen stammen von dem Archäologen und Architekten Matteo Mancini. Er begibt sich auf die Spuren seines Urgroßvaters Daniel Aisbergh. Dazu wendet er sich auch an Sally Wheeler, da er bei den Nachforschungen auf den Namen Carlo van der Meer gestoßen ist.

Das Autorenpaar hat erneut einen fesselnden historischen Roman geschrieben. Sie verstehen es, fiktive Figuren in realen historischen Situationen handeln zu lassen und dabei in der entsprechenden Zeit lebende Personen einzubeziehen.

Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Es gibt mehrere Handlungsstränge, die sich punktuell berühren, ehe am Schluss alle zum Konzens geführt werden.

Spannende Handlungsorte sind die Unterwelten von Berlin und Wien. Auch die Wiener Flaktürme spielen in der Geschichte ein Rolle. In einem von ihnen findet Matteo eine Zettel mit einer eher mystischen Botschaft:

 

„...Folge dem Eisberg ins goldene Reich des Alchimisten...“

 

Ein Handlungsstrang führt mich in das Berlin der 20er Jahre. Dort lernt der jüdische Wissenschaftler die Malerin Heidemarie von Solven kennen. Die beiden werden ein Liebespaar. Heidemarie ist eine Frau ihrer Zeit. Umgeben von Glamour, unkonventionell und selbst bestimmend, wem sie ihre Gunst schenkt, scheint das Leben für sie ein Spiel zu sein. Heidemarie bringt das gegenüber Ruth Aisbergh, die sie als Schneiderin beschäftigt, auf den Punkt.

 

„...Wir wandeln auf einem schmalen Grat zwischen Kunst und Banalität, Ernsthaftem und Belanglosem. ödem Laster und echter Leidenschaft, Trivialität und magischer Wirkung. Den richtigen Weg finden wir alle auf unsere Individuelle Weise...“

 

Am Horizont aber ziehen die ersten dunklen Wolken auf. Ihre Kunst passt schlecht in die Zeit des Nationalsozialismus. Glücklicherweise hat sie die richtigen Freunde mit Kontakten zur Führungsspitze der NSDAP.

Matteos Nachforschungen kommen nur schleppend voran. Alle Informationen, die er über Daniel zusammenträgt, können zwei Fragen nicht beantworten. Warum arbeitet ein jüdische Wissenschaftler für das NS - Regime? Was ist nach dem Krieg aus Daniel Aisbergh geworden? Hier gibt es sehr widersprüchlichen Aussagen.

Ruth Aisbergh ist in Amerika schnell ein Neuanfang gelungen. Hier haben sich die Kontakte von Heidemarie von Salven als nützlich erwiesen.

Eine der interessantesten und geheimnisvollsten Frauen in der Geschichte ist Carlotta Costa. Sie dirigiert Menschen wie Marionetten, ohne das die es merken. Wenn doch, hilft eine kleine Drohung.

Als Heidemarie von Salven nach dem Krieg nach Daniel sucht, wird ihr eine Warnung entgegen gehalten.

 

„...Du kannst dich dem Wind der Berge entgegenstellen mit allem, was du hast. Aber er wird dennoch immer weiter wehen...“

 

Das Buch ist für eine Menge an Überraschungen gut, bevor die letzten Rätsel gelöst werden. Dazu gehört übrigens auch das weiter oben angeführte kurze Zitat aus dem Flakturm, das letztendlich auf die richtiger Spur zur Aisbergh – Akte führt.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Ich hoffe, dass es diese Art von Forschungen nirgendwo auf der Welt mehr gibt, habe aber ziemlichen Zweifel daran.