Rezension

White Savior

Dein Taxi ist da -

Dein Taxi ist da
von Priya Guns

„Unsere Gefühle sind eine natürliche Reaktion auf ein ungerechtes System! In unserer Zeit zu leben ist eine Scheißerfahrung! Wie soll ihre kleine Spendenaktion daran etwas ändern?“

 

Damani und ihre Freund*innen sind Working Poor. Sie arbeiten als Fahrer*innen für die App Ride Share. Doch von dem Geld, das die Fahrgäste bezahlen, kommt immer weniger bei den Fahrer*innen an. Damanis Freund Shereef versucht Widerstand gegen Ride Share zu organisieren. Doch Damani hat für diese Pläne aktuell keinen Kopf. Auf einer ihrer Fahrten steigt Jolene zu ihr ins Auto: Sozialarbeiterin, weiß, attraktiv, privilegiert. Damani und Jolene stürzen sich mit Rasanz in eine Beziehung, in der zwei Welten aufeinanderprallen. Doch Jolene, Prototyp des white saviors, hat selber sehr klare Vorstellungen, wie Damani und ihren Freund*innen zu helfen sei.

 

„Dein Taxi ist da“, der erste Roman von Priya Guns, lässt mich in vielerlei Hinsicht zwiegespalten zurück. Ich liebe die Idee! Ich liebe den Konflikt zwischen Damani und Jolene, wie der Kampf um soziale Gerechtigkeit zu führen ist und, noch viel elementarer, wem die Deutungshoheit über diesen Kampf zusteht. Damani fehlt für den organisierten Arbeitskampf schlichtweg die Energie: sie arbeitet rund um die Uhr, pflegt ihre Mutter und versucht währenddessen die Rechnungen und Mahnungen unter Kontrolle zu halten. Gleichzeitig scheint ihr aber auch durchaus das Interesse an Shereefs Bemühungen zu fehlen. Stellenweise verliert sich die Geschichte dadurch in der Beziehung zwischen Jolene und Damani, während Damanis Freund*innen und ihre Pläne komplett in den Hintergrund rücken. Und ja, ich unterstelle der Autorin an dieser Stelle Kalkül: Damani ist eine Anti-Heldin. Sie braucht Jolene, die ihre Kämpfe umdeutet und in allerbester Absicht ihre Ideale verletzt, um zu lernen, für sich einzustehen. Der Roman hatte für mich dadurch im Mittelteil jedoch leider einige Längen.

„Dein Taxi ist da“ ist eine spannende Annäherung an Identität und Privilegien. Und wer, wie ich, zwischendurch ein wenig mit der Geschichte hadert, wird am Ende definitiv mit einem fulminanten Finale belohnt.