Rezension

Wichtige Geschichte, mit der ich mich schwer getan habe

Die Ingenieurin von Brooklyn -

Die Ingenieurin von Brooklyn
von Tracey Enerson Wood

"Die Ingenieurin von Brooklyn“ erzählt von Emily Warren Roebling, die unter Anleitung ihres Mannes die Fertigstellung der Brooklyn Bridge ermöglicht hat. Wieder eine Frau die Geschichte schrieb und trotzdem relativ unbekannt ist, deren Verdienst viel zu wenig gewürdigt wird.
Ich mag historische Romane gerenell. Wenn sie aber auch noch auf Tatsachen beruhen, finde ich sie umso interessanter. Trotzdem ist bei diesem Roman der Funke nicht übergesprungen.

Mir gefällt, wie die Autorin Realität und Fiktion miteinander verknüpft. So kommen in dem Buch auch andere geschichtsträchtige Figuren vor, die in Wahrheit keinen Bezug zu Emily Roebling hatten, oder deren Bezug nicht bekannt ist, die aber im Rahmen dieser Geschichte durchaus Sinn machen.
Der Schreibstil ist technisch auch völlig ok. Trotzdem habe ich das Ganze beim Lesen nicht als wirklich flüssige Geschichte empfunden, sondern eher als eine Aufzählung von Lebenspunkten und Aneinanderreihung von Szenen. Natürlich muss man dabei auch bedenken, dass gerade so ein historischer Roman nicht wirklich alles detailliert erzählen kann, da er sonst unglaubliche Ausmaße annehmen würde. Trotzdem wurden mir einige Themen zu schnell abgehandelt.

Auch habe ich mit den Charakteren, besonders mit Emily, keine Freundschaft schließen können. Sie war mir unsympathisch, es mangelte ihr an Weit- und Einsicht und ihre Extrovertiertheit kippte oftmals in Arroganz über. Dass sie dann auch noch die geröstete Erdnuss „erfunden“ haben soll, ging mir einfach zu weit. Schade, da ich gerade starke Frauen mag, die ihren Weg gehen.
Gefühle kamen mir in dem Buch allgemein zu kurz. Sie wurden kaum beschrieben und so auch nicht weitertransportiert. Die Liebe zwischen Emily und Wash habe ich beim Lesen leider kaum gespürt, was aber viel von der Geschichte ausgemacht hätte. Auch die Familiengeschichte lief nur nebenher. Der Sohn der beiden war die meiste Zeit des Buchs nur eine Randnotiz und wurde schlicht nur erwähnt, wenn er gerade mal wieder irgendwo abgegeben werden musste, damit Emily arbeiten gehen konnte. So konnte ich mich einfach nicht in das Leben dieser Familie einfühlen.

Die Geschichte an sich ist nicht schlecht, da  mir aber doch Einiges einfach zu kurz kam, hat sie in mir nichts ausgelöst. Von der fast schon unreifen Beziehung zwischen Emily und Wash war ich zunehmend genervt und ich habe mich schwer getan, das Buch zu Ende zu lesen. Ich habe es immer wieder längere Zeit beiseitegelegt und mich anderweitig beschäftigt.

Nachwörter lese ich generell nur selten, hier hat es mir aber super gefallen. Die Autorin erklärt, was in ihrer Geschichte real und was Fiktion ist und hier werden nochmal spannende Fakten aufgezählt. Sie schreibt, dass sie die Hoffnung hat, dass die Leser Emily Roebling und auch die Erbauung der Brooklyn Bridge mit anderen Augen sehen werden und das hat sie auch bei mir geschafft.
Auch wenn mir das Buch an sich nicht so gut gefallen hat und mich nicht fesseln konnte, freue ich mich, dass Emily mit dieser Geschichte gewürdigt wurde und habe mich anschließend noch mit dem Bau der Brooklyn Bridge auseinander gesetzt und Einiges dazu gelesen.

Positiv fand ich, dass die Autorin ungeschönt über die damalige Zeit geschrieben und kein Blatt vor den Mund genommen hat. Ich glaube, dass dieses Buch vielen Freunden von historischen Romanen gefallen wird. Ich fand es etwas oberflächlich und es hat mich nicht mitgenommen. Trotzdem glaube ich, dass die Autorin ihr Ziel mit diesem Buch erreicht hat.