Rezension

Wichtige Repräsentation

If I Was Your Girl - Meredith Russo

If I Was Your Girl
von Meredith Russo

Bewertet mit 5 Sternen

Ich glaube, das ist das einzige Buch mit einer trans Protagonistin, das ich kenne, das zudem auch von einer trans Autorin geschrieben wurde. Man erhält also aus einer Own Voice-Sicht einen Einblick darein, was es im Alltag bedeutet, trans zu sein - inklusive Dysphorie, den stets präsenten Sorgen und Ängsten und allem, was damit verbunden ist.

Am Ende des Buches gibt es übrigens noch zwei Nachworte der Autorin, eins, das an ihre cis Leser*innen gerichtet ist, und eins, das an ihre trans Leser*innen gerichtet ist. Dabei geht es auch um die Vereinfachungen, die sie gemacht hat (Amanda ist zum Beispiel heterosexuell und hatte es auch in einigen anderen Bereichen einfacher als andere trans Personen).

Das Buch springt zwischen zwei Zeitebenen hin und her - einmal der, bei der Amanda gerade zu ihrem Vater gezogen ist, auf die neue Schule geht und versucht, sich ein Leben aufzubauen. Und einmal der drei Jahre vorher, nachdem sie gerade versucht hat, sich umzubringen, und jetzt langsam anfängt, zu ihrer Geschlechtsidentität zu stehen.
Das Buch behandelt viele Themen wie Suizid, Selbstverletzung, Depressionen und ähnlichem. Themen, die tendenziell sehr bedrückend sind.

Umso erstaunlicher ist es, dass es der Autorin dennoch gelingt, in erster Linie ein Jugendbuch mit einem lockeren und jugendlichen Schreibstil zu schreiben, das sich zwar vieler sehr ernster Themen annimmt, aber auch Themen wie Schule und Liebe als Teenager, sodass sich das Buch insgesamt eher leicht und schnell lesen lässt und irgendwie auch unterhält. Sodass es im Endeffekt auch sehr jugendlich ist, nicht auf eine negative Weise, sondern vielmehr auf eine sehr authentische.
Es gibt eine bittersüße Liebesgeschichte, bei der ich mit Amanda mitgefühlt habe, auch weil ihre Gefühle nachvollziehbar dargestellt werden.
Generell sind die Charaktere sehr vielschichtig und lebensecht, und bedienen sich keiner Stereotypen. Nicht alle sind unbedingt sympathisch, zum Beispiel fiel es mir schwer, mit ihrem Vater klarzukommen. Aber alle haben irgendwie Gründe für ihr Handeln, wirken authentisch, auch gerade für den eher ländlichen Kontext.