Rezension

Wichtiges Buch

Noah
von Takis Würger

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Ich weiß, es ist schwer zu ertragen, aber es war so.“
Noah Klieger

Die ersten Sätze des Buches haben mir eine Gänsehaut beschert. Ich wusste was mit diesem Buch auf mich zukommt. 
Habe ich nicht genug Bücher über den Holocaust gelesen? 
Kenne ich nicht mittlerweile alle Geschichten? 
Die Antwort ist simpel: Nein!
NOAH 
Takis Würger
„Mengele schenkte Kindern im Lager Schokolade, manche nannten ihn Väterchen. Er ließ einen Kindergarten einrichten und orderte Milch und Grießbrei mit Zucker und Butter dorthin. Manchen Kindern ließ er die Augäpfel aus den Köpfen schneiden, weil ihm die Farbe der Regenbogenhaut gefiel.“ (S. 30)

Noah Klieger ist 16 Jahre alt, als er bei einer Razzia im besetzten Belgien von der Gestapo festgenommen wird. Er hatte sich zuvor einer Gruppe angeschlossen, die jüdische Kinder in die Schweiz schmuggelt. Noah wird nach Monowitz gebracht, das Lager gehört zum KZ Auschwitz. Nur wegen seines Geschicks und Gespür für Situation überlebt er und endet nicht in der Gaskammer. Zweieinhalb Jahre später wird er von den Russen befreit.
„Noah erlebte die Deutschen als penibel im Umgang mit Zahlen. Rückten 126 Häftlinge morgens mit Kommando 93 zur Arbeit aus, dann mussten abends 126 Häftlinge einrücken. Alles andere bedeutete, dass jemand geflohen war, und dann suchten und hängten die Deutschen ihn. Es mussten 126 Häftlinge gezählt werden, ob tot oder lebendig. Noah trug abends Tote und Halbtote auf dem Rücken mit in das Lager und legte sie beim Zählappell auf den Haufen zu den anderen.
Noah gewöhnte sich an Leichen. Ihr Geruch machte ihm nichts aus.“ (S. 41)
1947 flieht er mit tausenden anderen Juden auf der Exodus nach Palästina, wo er allerdings nicht ankommt. Denn zuvor wird das Schiff von der britischen Marine angegriffen. 
Ein bewegtes Leben, hier von Taxis Würger, in einem wunderbaren Schreibstil, festgehalten.
Ein wichtiges Thema, ein Zeitzeugenbericht und unvergessen!
Grosse Leseempfehlung 5 /5
P.S. Auf dem Foto seht ihr Stolpersteine, die es in vielen Städten, vor Häusern, auf den Gehwegen, gibt, zur Erinnerungen an jüdische Bewohner und Mitbürger, die festgenommen und deportiert wurden. Noah überlebte die Shoah, viele andere nicht.