Rezension

Wichtiges Zeitdokument

Freund unter Feinden - Max Schimke

Freund unter Feinden
von Max Schimke

Bewertet mit 4 Sternen

„...Die Menschen waren sehr zugänglich und uns nicht einmal feindlich gesinnt...“

 

Dem Buch ist ein Vorwort vorangestellt. Dort legt Werner Schimke, der Sohn des Autors dar, warum er das Buch seines Vaters veröffentlicht hat. Eigentlich waren die Zielen nur für die Kinder und Enkel gedacht.

Die Geschichte beginnt am 8. November 1938 in Berlin. Max ist auf dem Weg zu seinem jüdischen Schneider, dem er die letzte Rate für den Anzug bringen möchte. Hautnah erlebt er dabei die Reichskristallnacht.

Nach dem Arbeitsdienst wird Max mit 20 Jahren eingezogen. Einer Ausbildung folgt der Einsatz in Frankreich. Doch auf ihn wartet erst einmal die Ostfront. Prag, Warschau, Brest-Litowsk und Minsk sind die Stationen seines Lebens. Von der Ukraine aus marschiert seine Einheit dann nach Serbien und Albanien.

Der Schriftstil des Buches ist sehr sachlich. Max, der dem Nationalsozialmus kritisch gegenübersteht, listet die Stationen seiner Einsätze auf, geht aber auf die Grausamkeit des Krieges nur punktuell ein. Lediglich in Zusammenhang mit die Partisanenbewegung in Jugoslawien werden die Schattenseiten des Krieges thematisiert. Dafür beschreibt er ausführlich seine Unterbringung bei Familien unterschiedlicher Nationalität. Obiges Zitat erlebt er mehrmals. Er hat die Fähigkeit auf Menschen zuzugehen und sie als sein Gegenüber zu akzeptieren. Entsprechend kommen sie ihm entgegen. Er teilt seinen Proviant mit ihnen. Ich hatte fast den Eindruck, dass ihm nicht klar war, wie gefährlich dies eigentlich war. Sowohl mit seinen Vorgesetzten als auch mit seinen konkreten Einsatzorten hatte er Glück. Mehrmals wurde er vor dem Tod bewahrt. Außerdem überlebt er die Malaria. In Warschau erlebt er die Ankunft eines Transports mit jüdischen Bürgern. Auch hier war er sich vermutlich der gesamten Tragweite des Geschehens nicht bewusst. Schön beschrieben wurde die Kriegshochzeit. Die Jungvermählten hatten sogar ein paar freie Tage für die Hochzeitsreise zur Verfügung.

Jahre nach dem Krieg findet der Autor zum Glauben. Jetzt sieht er im Rückblick die vielen Stationen der Bewahrung.

Vielfältige Fotos veranschaulichen die Handlung.

Ein Nachwort des Sohnes schließt das Buch ab.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie ist ein wichtiges Zeitdokument und zeigt aus ganz persönlicher Sicht, wie der Krieg in das Leben der Menschen eingegriffen hat.