Rezension

Widerspruch und Demokratie

Der Widerspruch - Herbert Günther

Der Widerspruch
von Herbert Günther

 

„Man muss das als gegeben hinnehmen: Demokratie ist nie bequem.“  So formulierte es einmal Theodor Heuss (1884 – 1963), und diese Erfahrung machen auch vier Schüler, die kurz vor ihrem Realschulabschluss stehen, in Herbert Günthers Jugendroman „Der Widerspruch“. 

Aus wechselnden Perspektiven erzählt der Autor hier vom familiären und schulischen Alltag der Teenager Reni, Britta, Robert und Jonas, wie sie ihn im Jahr 1963 erleben. Kurze Meldungen, die „Zeitungssplitter“, geben einen informativen Überblick über die Ereignisse dieses Jahres. In den Köpfen vieler Menschen ist das Gedankengut der vergangenen Diktatur noch vorhanden. Obwohl Krieg und Drittes Reich seit bereits 18 Jahren „Geschichte“ sind, gibt es auch in der jungen Demokratie immer noch zahlreiche Leute mit brauner Vergangenheit, die an exponierten Stellen sitzen und den Ton angeben: eigentlich schon ein Widerspruch in sich.

So haben die vier Realschüler neben der Auseinandersetzung in und mit dem Elternhaus auch Probleme mit einigen Lehrern, vor allem mit dem Schulleiter, der die unabhängige Berichterstattung der Schülerzeitung gefährdet. Britta hat als einzige den Mut, dem Direktor zu widersprechen und muss die Konsequenzen tragen. Ihre Schulkameraden Robert, Jonas und Reni, ebenfalls als „renitent“ eingestuft, geraten gar in Konflikt mit der Polizei. Und auch Lembek, der ermittelnde Kommissar, sitzt in der Zwickmühle und muss sich zwischen Gehorsam und Gewissen entscheiden:  Hat er den Mut zum Widerspruch?

Unterhaltsam aufbereitet und gut nachvollziehbar regt der Roman jugendliche Leser an, sich intensiver mit dem stets aktuellen Thema Zivilcourage auseinanderzusetzen. Die Botschaft des Buches ist deutlich: selbständiges Denken und (wenn nötig) der Mut zum Widerspruch sind wesentliche Elemente, ohne die eine Demokratie nicht funktionieren kann.