Rezension

Widersprüchliche Gefühle

Das Licht am Ende - Claudia Giesdorf

Das Licht am Ende
von Claudia Giesdorf

Bewertet mit 3 Sternen

Anfang und Ende sind toll. Der Mittelteil ehr langatmig.

Der Einstieg ins Buch ist klasse. Das Setting mit den drei Hütten auf einer einsamen Lichtung im Wald ist atmosphärisch. Was mir aber besonders gefallen hat, ist der Schreibstil von Claudia Giesdorf. Das Buch ist gespickt mit wunderschönen, teilweise sehr poetischen Sätzen. Zum Beispiel: "Ich fiel, ohne aufzuschlagen, ich gab auf, ohne schwach zu sein, ich verlor mich, um mich neu zu finden" (S. 116). Oder auch diese schlichte Lebensweisheit von "Anuk" auf S. 43: "Mädchen, dem Wein ist es scheißegal, wie spät es ist." Solche Sätze haben mich durch das Buch gezogen. 
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Die Beschreibungen sind intensiv. Die Szenen aus Helenas Vergangenheit sind beklemmend. Aber irgendwie habe ich zu der Hauptfigur keinen emotionalen Zugang gefunden. Das hat mich selbst gewundert und verwirrt. Zum Glück habe ich trotzdem bis zum starken Ende durchgehalten, denn das hat mich für die Schwierigkeiten im Mittelteil wiederum absolut entschädigt. Es hat sozusagen die unerklärlicherweise entstandene Gefühlslücke geschlossen. Letztendlich hat es alles an seinen Platz gerückt und ich  habe gedacht, dass im Grunde doch alles irgendwie gepasst hat - auch wenn es mir während des Lesens ganz anders vorkam.
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Fazit: I"Das Licht am Ende" ist eines der wenigen Bücher, dem ich irgendwann auf jeden Fall einen Re-Read gönnen muss. Einfach weil ich weiß, dass ich diesen Psychothriller mit dem Wissen um seinen Ausgang dann gänzlich anders lesen und fühlen werde.