Wie ging das noch einmal mit der Zivilcourage?
Bewertet mit 4 Sternen
Zunächst einmal möchte ich Maria außerordentlich dafür loben, dass sie es geschafft hat dieses Buch zu schreiben und uns Nicht- Gehandicapten eine Welt zu öffnen, die wir so nicht kennen oder noch nicht gesehen haben.
In "Mundtot" beschreibt uns Maria ihr Schicksal, wie sie von einer gesunden jungen Frau zur Rollstuhlfahrerin und schließlich zum bettlägerigen Pflegefall wird. Und dabei kommen auch ihre Erfahrungen mit Mitmenschen und Pflegern nicht zu kurz, die teilweise doch sehr erschreckend sind. Als Nichtbetroffener geht man einfach davon aus, dass die Vorrichtungen für das Handling von Rollstuhlfahrern, die beispielsweise Bus und Bahn liefern, auch genutzt werden und die Betroffenen nicht einfach im Regen stehen gelassen werden. Auch das Verhalten der Pflegekräfte lässt hier stark zu wünschen übrig und man möchte das Beschriebene gar nicht wahr haben wollen.
Die Schreibweise Marias ist zunächst etwas anstrengend zu lesen, doch je mehr man das Buch liest, erfährt man ja auch erst wie es zustande gekommen ist, dass sie eben nicht alles selbst aufschreiben konnte, sondern Hilfe benötigte. Das Meiste des Buches wurde durch sie diktiert oder durch SMS weitergeleitet, so dass dieser etwas abgehackte Stil entstand. Während ich den Ausdruck Marias noch als realistisch erachte, schließlich studiert sie ja auch Anglistik und Germanistik, störte mich die Anwendung der zahlreichen Sprichwörter hingegen sehr, da sie einfach den Lesefluss stören.
Etwas schade fand ich auch, dass Maria fast nur die schlechten Seiten hervorhebt, die Helfer an ihrer Seite werden nur am Rande erwähnt. Das wirkt auf den Leser sehr einseitig, denn so schlecht kann die Welt doch nicht sein, oder?
Fazit: Ein Buch, das wachrüttelt und auf Missstände aufmerksam macht, die man als Nicht- Gehandicapter sonst wohl nicht erfahren hätte. Berührend und wirklich lesenswert!