Rezension

Wie Rache einen Menschen verändern kann

Im Schatten der Vergeltung - Rebecca Michéle

Im Schatten der Vergeltung
von Rebecca Michéle

Bewertet mit 3 Sternen

Schottland übt von jeher eine außerordentliche Faszination auf mich aus und so konnte ich nicht widerstehen, als mir das Buch angeboten wurde. Trotz des Covers, das mich so gar nicht anspricht. Im Buchladen wäre ich bestimmt daran vorbei gelaufen. Aber das sind ja nur Äußerlichkeiten.

 

Dies ist mein erstes Buch von Rebecca Michéle und das war ein weiterer Grund, denn ich lerne sehr gerne neue Autoren kennen. Der Schreibstil ist überaus angenehm, aber teilweise war er mir etwas zu modern. Kam einem jungen Mädchen zur damaligen Zeit ein trotziges „Bla bla bla“ über die Lippen? Ich erwarte keine historisch absolut korrekte Sprache, aber junge Menschen haben damals einfach anders geredet als heute. Zum Glück gab es nur sehr wenige dieser Ausrutscher.

 

Hauptthema ist der Rachefeldzug von Maureen und er nimmt erstaunliche Ausmaße an. Damit hat Rebecca Michele mich absolut überrascht. Ich hätte Maureen, so wie ich sie anfangs in der Geschichte kennen gelernt habe, nicht so viel Gerissenheit und auch Kälte zugetraut. Sie macht eine eindrucksvolle Wandlung durch, aber dass sie so ihren Charakter verändern kann, hätte ich nicht gedacht. Aber Hass ist etwas, das einen Menschen sehr verändern kann. Und so werde ich Zeuge, wie sie die Peiniger ihrer Mutter nacheinander jagt und keine Gnade walten lässt. Und zwar so heftig, dass sie streckenweise etwas befremdlich auf mich wirkte und ich schon fast Mitleid mit den „bösen Jungs“ hatte.

 

Die Personen sind allesamt sehr vielschichtig, das ist für mich ein großer Pluspunkt. Sie verändern sich zwar nicht so sehr wie Maureen, machen die Geschichte aber recht interessant. Die Schauplätze sind gut gewählt und der historische Hintergrund dient nicht nur als Kulisse. Aber ich hätte mir mehr schottisches Flair gewünscht. Der Konflikt zwischen den Schotten und den Engländern wurde sehr gut dargestellt und auch die Schlacht von Culloden spielte eine wichtige Rolle. Und dennoch fehlte mir etwas, um die Geschichte zu einem wirklichen Highlight werden zu lassen. Einige Längen zwischendurch und das irgendwann vorhersehbare Ende schmälerten meinen Lesegenuss ein wenig.