Rezension

Wie sieht eine perfekte Welt aus?

Utopia - Thomas Morus

Utopia
von Thomas Morus

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Erzählung des Raphael Hythlodeus über das legendäre Utopia wirft zahlreiche Fragen auf, die im ersten Buch versucht werden, zu beantworten. Wie müsste ein perfekter Staat organisiert sein? Demokratie oder Monarchie? Kommunismus oder Kapitalismus? Religion: Ja oder Nein? Wenn ja, welche? Im zweiten Buch, welches den Staat Utopia genauer vorstellt, wurde das Ideal verwirklicht. Die Utopianer sind mit ihrem Leben zufrieden. Alle Menschen arbeiten und erhalten ihren Lohn dafür. Sie tragen alle dieselbe Kleidung, können also nicht eifersüchtig aufeinander sein. Sie leben bescheiden und häufen Luxusgüter lediglich zum Handeln an. Kriege gewinnen sie meistens mit List; nur selten müssen eigene Utopianer kämpfen.
Aber kann das alles so einfach funktionieren?

Ich glaube, nein, und das aus zwei Gründen. Erstens handelt es sich bei dem Roman um eine Beschreibung Utopias. Hythlodeus beschreibt die Strukturen des Staates und das Leben der Bewohner. Ausgespart werden aber tatsächliche Handlungen. Es bleibt unklar, ob die Staatsstruktur kritiklos funktioniert und ob die Utopianer tatsächlich glücklich sind. Zweitens glaube ich, dass so ein Staat aufgrund des menschlichen Wesens nicht möglich ist. So wie die Utopianer beschrieben werden, empfinden sie solche Laster wie Eifersucht und Neid nicht. Ich denke aber, dass das nicht möglich ist. Es liegt im Wesen des Menschen, sich von anderen durch irgendetwas abheben zu wollen.

So bleibt das Utopia des Thomas Morus eine Utopie, welche zwar einen perfekten Staat darstellt, aber wohl leider nicht in der Realität umzusetzen ist. Dafür ist der Mensch viel zu egoistisch veranlagt.

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 18. April 2014 um 11:15

Eine interessante Rezension! - Leider habe ich "Utopia" bislang nicht gelesen; dennoch eine Notiz zum "menschlichen Wesen": Manches, was wir als Wesen und daher unveränderlich ansehen, kann von Gewohnheiten und gesellschaftlichem Umfeld bzw. der offiziellen Lehre, die uns vermittelt wird, geprägt sein! Finde ich.

Bücheraxt kommentierte am 21. April 2014 um 23:18

Ja, das stimmt natürlich. Ich kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass so etwas wie Egoismus ganz ausgelöscht werden könnte. Denn das greift ja eigentlich auf den Überlebensinstikt zurück. Zuerst ich, dann die anderen.