Rezension

Wie weit lässt Eifersucht einen verliebten Teenager gehen?

Eiskaltes Herz - Ulrike Rylance

Eiskaltes Herz
von Ulrike Rylance

Bewertet mit 5 Sternen

Die erste Liebe, die erste Konkurrenz, die erste Trennung, die erste Eifersucht - wie weit geht Lena, um Leanders Liebe zurückzugewinnen?

Zuerst dachte ich: Eifersucht, Jugend - hmmmmm .... das kann doch nicht viel neuen, interessanten Stoff bieten!
Aber - weit gefehlt! Schon der erste Leseabschnitt ist echt gut. Er fesselt auch mich als Erwachsene und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Für Jugendliche muss es dann ja noch spannender und interessanter sein!
Lena ist seit sieben Monaten total in ihren Leander verliebt und von einem Tag auf den anderen serviert der sie für Vanessa ab. Dass Lena damit nicht gut umgehen kann, ist klar. Sie stolpert von einem Extrem ins andere, macht lauter dumme Dinge und manövriert sich selbst damit in eine äußerst ungünstige Position. Schließlich bekommen genug andere alles mit.
Das öffnet natürlich endlose Möglichkeiten für andere Personen, die ebenfalls nicht gut auf Vanessa zu spreche sind. Lena bietet sich ja als Sündenbock für alles, das passieren kann, an.
Vanessa ist ein Biest - aber auch das ist in diesem Alter gar nicht so ungewöhnlich. Die Teenies spielen mit ihren Möglichkeiten und dabei entdecken manche Mädchen eben auch, dass sie mit ihrem Aussehen viel erreichen können. Und genau das ist ein Punkt, den Vanessa zum Hassobjekt werden lassen kann.
Diese Mischung ist hochexplosiv und es lässt sich erahnen, dass das nicht gut enden kann. Aber obwohl sich das abzeichnet, verliert das Buch keineswegs an Spannung. Das liegt großteils auch daran, dass Ulrike Rylance nicht schwarz-weiß malt. Ihre Guten sind nicht ausschließlich gut, ihre Bösen sind nicht ausschließlich böse. Trotzdem sind die Protagonisten sehr klar und deutlich gezeichnet. Leander ist unfähig, sich klar zu bekennen und somit ein wenig feige in meinen Augen. Die Freunde von Lena, Leander und Vanessa werden - zumindest im ersten Drittel - nur grob umrissen und weniger klar ausgearbeitet. Aber auch dies steigert die Spannung und weckt das Interesse.
Dazu der Wechsel von April zu Juni und immer wieder zurück - diese Zeitsprünge erzeugen noch mehr Spannung und machen noch neugieriger, was denn nun ganz genau geschehen ist.
Kurz - ich fühle mich beim Lesen super. Das Buch ist interessant und spannend und erhebt keinen moralischen Zeigefinger, auch wenn man merkt, dass gewisse Dinge nicht gutgehen und man sie lassen sollte. Das zeigt Ulrike Rylance zwar, aber sie sagt an keiner Stelle: tut das und das, aber das und das nicht! Das ist toll!
Das Ende ist trotz allem überraschend, obwohl es eigentlich die logische Abfolge der Dinge ist.
Für mich eins der besten Jugendbücher aus dem Bereich Thriller!
Kleine Info am Rande: Ulrike Rylance ist Ulrike Herbig. Die Jugendbücher laufen unter Rylance, die Frauenromane unter ihrem Mädchennamen Herwig. In beiden Genre begeistert diese Autorin mit ihrem Stil, der fesselt und unterhält und sehr eingängig zu lesen ist. Wer also auf den Geschmack gekommen ist, sollte unbedingt im anderen Genre "wildern" und genießen. "Sag beim Abschied leise Blödmann" ist z.B. witzig und spannend zugleich!
Von mir für den Jugendthriller die vollen fünf Sterne!