Rezension

Wieder ein gelungener Einzelroman

Ritter dunklen Rufs - David A. Gemmell

Ritter dunklen Rufs
von David A. Gemmell

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wieder einmal durfte ich mit diesem Werk Gemmells einen Fanatsy-Roman lesen, der ganz für sich steht und nicht zu einer Trilogie oder Serie dazu gehört. Vorurteile, dass aufgrund der Kürze Atmosphäre oder Charakterentwicklung und -tiefe hier fehlen könnten, hatte ich bei diesem Buch nicht, da ich mit Der Weg der Helden bereits einen Einzelroman aus Gemmells Feder gelesen habe, der mir sehr gut gefallen hat.
Dieses Buch ist eindeutig der Heroic Fantasy zuzuordnen, da die Ritter der Gabala im Mittelpunkt stehen. Diese Ritter wurden von ihrem Waffenmeister zu einer Rettungsmission durch ein Tor in ein Land geschickt, das Probleme mit allerlei fiesem Gezücht hatte und die Hilfe der besten und gütigsten Ritter – denn nur ausgewählte, würdige Männer, können in diesen Stand berufen werden – benötigten. Doch von dieser Mission kamen sie nicht zurück. Sechs Jahre sind nun vergangen und der Magier und Waffenmeister lebt nun unter einem falschen Namen als Handwerker magischer Spielerein und das Land verändert sich. Der König ist unter den Einfluss von acht roten Rittern geraten und plant nun einen Völkermord an den Nomaden, da diese angeblich sein Wirtschaftssystem bedrohen. Doch einer der Ritter der Gabala ist damals nicht durch das Tor geritten und streift nun durch die Wälder, in denen monsterhafte Wesen ihr Unwesen treiben. Ist es möglich dem König und seinen schlechten Beratern Einhalt zu gebieten und so die Nomaden und das ganze Land zu retten? Ein Bündnis muss gegründet werden aus tapferen Männern, doch wer soll das sein?
Obwohl im Prinzip aufgrund der Erzählweise und Perspektivwechsel der einzelnen Charaktere schnell deutlich wird, wer sich zu diesem Bündnis zusammen tut, hat sich Gemmell sehr viel Zeit gelassen um die Geschichte behutsam aufzubauen, ohne dabei in langwierige oder gar langatmige Ausschweifungen zu geraten. Stattdessen lernt der Leser die einzelnen Charaktere kennen und schätzen und auch das Magiesystem wird erklärt, was zu einer ausgewogenen Atmospähre führt. Die Magie funktioniert hier durch Farben, z.B. kann man mit dem grün heilen, was mich ein wenig an die neue Reihe von Brent Weeks erinnert hat, aber dieses Buch hier wurde eindeutig früher geschrieben.
Der Aufbau der Geschichte, sowie die Erzählweise in den unterschiedlichen Perspektiven hat mir sehr gut gefallen und führte dazu, dass ich das Buch sehr schnell durchgelesen habe. Leider vollzog sich das Finale etwas sehr schnell. Ich hätte es schöner gefunden, wenn die Ritter dunklen Rufs wenigstens einmal gemeinsam ein Scharmützel bestritten hätten, so agierten sie nicht einmal gemeinsam, weil manche andere Missionen hatten. Kaum war der “Orden” komplett, fand ich mich bereits im Finale wieder und das Buch war vorbei. Zwar hat es mit 500 Seiten einen ordentlichen Umfang, doch am Ende hätten es ruhig noch 20 Seiten mehr sein können. Aber sei’s drum.
Das einzige was mir hier wirklich gefehlt hat, ist eine Karte. Ich liebe es Reiserouten oder Ortschaften in einer Karte nachzuschlagen und hier wird nicht gerade wenig gereist. Leider gab es keine Karte. Da hier mehrere Herzugtümer und ein weiter entferntes Lang angesprochen wurden, hätte ich eine Karte als sehr nützlich empfunden.

Fazit: Ritter dunklen Rufs ist wieder ein gelungener Einzelroman aus der Feder David Gemmells. Die Geschichte wurde atmosphärisch dicht erzählt und hat trotz der Zugehörigkeit der Heroic-Fantasy auch mir als Frau sehr gut gefallen. Einzig am Ende legt Gemmell ein klein wenig zu viel Tempo vor. Schade, dass Gemmell keine neuen Werke mehr schreiben kann, aber ich würde mich sehr freuen, wenn noch mehr Bücher von ihm neu herausgebracht werden würden, so wie dieses hier.