Rezension

Winterliche Liebesgeschichte

Mecklenburger Winter -

Mecklenburger Winter
von Chris P. Rolls

Bewertet mit 3 Sternen

Mecklenburg ist unter einer Schneedecke begraben. Kälte, Schnee und Eis haben die Gegend fest im Griff. Von seinem Ehrgeiz getrieben verzichtet Triathlet Kai nicht auf sein Training, sondern nimmt den Kampf mit der Winterlandschaft auf. Bis er kopfüber in einer Schneewehe steckt und er von Leon gerettet wird.

„Mecklenburger Winter“ ist ein netter winterlicher Liebesroman, der dem Genre Gay Romance zuzuordnen ist. Daher geht es, neben der großen Liebe im verschneiten Rahmen, um Homosexualität und wie komplex es ist, wenn gleichgeschlechtliche Zuneigung ihren Anfang nimmt.

Kai ist durch und durch Sportler. Er ist Triathlet und betreibt ein Fitnessstudio. Oberste Priorität räumt er seinem Trainingsplan ein, weil er unbedingt an der Challenge Roth teilnehmen und diese gewinnen will. Deshalb schreckt er vor den Gefahren des Wintertrainings nicht zurück. Er läuft seine Route als ihm der Schnee einen Strich durch die Rechnung macht und er Hals über Kopf in einer Schneewehe versinkt.

Leon geht zur Schule und arbeitet am elterlichen Hof. Bisher ist sein Leben von Dressur-Reiten, dem Anpacken im Stall und den schroffen Bemerkungen seines Vaters geprägt. Als er mitten im Winter einen Sportler aus einer Schneewehe zieht, ahnt er nicht, dass damit ein neuer Lebensabschnitt anfängt.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich ruhig und gemächlich. Chris P. Rolls lässt sich Zeit, ihre Figuren aneinander zu gewöhnen. Sie werden Freunde, verbringen Zeit miteinander und lernen sich kennen. Meiner Meinung nach passt diese behutsame Vorgehensweise ausgezeichnet zu den Hintergründen der Charaktere, weil Leon unerfahren ist und sich bisher selbst nicht als schwul gesehen hat.

Außerdem spricht die Autorin weitere Themen wie Homophobie und eine strenge väterliche Fürsorge an, die ins Brutale geht und richtig Angst macht. Leon hat eindeutig kein verständnisvolles, liebevolles Zuhause, sondern sehnt sich nach Anerkennung des Vaters und nach Geborgenheit in seiner Familie, was mit der beginnenden Freundschaft zu Kai unmöglich erscheint.

Der Rahmen um Mecklenburg im Winter ist meinem Empfinden nach äußerst gelungen. Rolls beschreibt, wie Schnee, Kälte und weiß-graue Eintönigkeit auf’s Gemüt drücken. Sie vermittelt ein Gefühl dafür, wie sehr man sich in solchen Wochen und Monaten nach dem beginnenden Frühling sehnt und welche Unannehmlichkeiten der verschneite Alltag bereit hält.

Die bedächtige Herangehensweise hat mir insgesamt nicht so gefallen. Normalerweise darf es bei mir gerne behutsam und nicht allzu stürmisch sein. Trotzdem konnte mich die Autorin nicht durchgängig packen und teilweise kam - trotz solide verarbeiteter Konflikte - Langweile auf. Ich denke, dass mir grundlegend der Altersunterschied zwischen den Hauptfiguren nicht gefallen hat. Ich mag es mehr, wenn gleichberechtigte Partner aufeinandertreffen, was mit einem selbstständigen Unternehmer sowie Sportler und einem Schüler nicht der Fall gewesen ist.

Trotzdem ist „Mecklenburger Winter“ ein netter, gemächlicher Liebesroman, der sich zwischendurch gut lesen lässt, und in eine verschneite Landschaft entführt.