Rezension

Wintersonnen

Wintersonnen - Ivana Jeissing

Wintersonnen
von Ivana Jeissing

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als ihre Mutter stirbt, zieht Gustava von Wien nach Berlin, um sich den Gespenstern ihrer Kindheit zu stellen. Da ist die Sehnsucht nach dem Vater, den sie nie kennenlernen durfte und dessen Namen sie nicht kennt. Da ist das Andenken an ihre Mutter, von der sie sich nie angenommen fühlte, und nicht zuletzt quält sie die Frage nach der eigenen Zukunft. Gustava wagt einen Neubeginn und zum Glück steht ihr Donald Gliese zur Seite, ein Mann mit der Statur und dem Gemüt des jungen Peter Ustinov, sowie der sanftmütige Nello, ein älterer und ein wenig aus der Zeit gefallener Herr, der ihr – mehr Blumenfreund als Philanthrop – hilfreich die Hand reicht.

Der Schreibstil der Autorin Ivana Jeissing liest sich sehr harmonisch, wodurch ein angenehmes Lesegefühl entsteht.
Die Charaktere sind sehr lebensnah und tiefgehend gestaltet, sie haben einen runden Charakter. Hauptfigur Gustava konnte mich mit ihrer melancholischen und trübsinnigen Einstellung jedoch nicht für sich gewinnen. Donald Gliese war mir schon sympathischer, auch Nello habe ich in mein Herz geschlossen. Die Dialoge zwischen den Charakteren haben mir gut gefallen, sie sind tiefsinnig, regen zum Mitdenken an und haben mir ab und an ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.
Stellenweise war mir die Handlung etwas zu langatmig, ich hätte mir mehr Fortschritte von Gustava gewünscht, sie tritt doch recht häufig nur auf einer Stelle umher. Zum Ende jedoch, steigt das Erzähltempo rasant, viele Fragen bleiben offen und ich habe mich etwas überrumpelt gefühlt.
Insgesamt ist ‚Wintersonnen‘ ein solides Buch, das stellenweise zum Nachdenken anregt, jedoch hier und da auch kleinere Schwächen hat.