Rezension

Wir lieben dich so wie du bist

Meine fremde Tochter - Lina May

Meine fremde Tochter
von Lina May

Bewertet mit 5 Sternen

Immer wieder gibt es Paare, die aufgrund verschiedener Probleme keine eigenen Kinder bekommen können und sich dann irgendwann zur Adoption entscheiden.Meine volle Hochachtung gilt allen diesen Eltern , aber vor allem den Eltern, die ein älteres Kind adoptieren, wie es auch in diesem Buch der Fall ist. Häufig sind diese Kinder, Menschenkinder mit einer wenig schönen Vergangenheit, die aus der Ursprungsfamilie herausgenommen wurde, weil sie vernachlässigt, oder auch misshandelt wurden , wie es auch bei Subaia der Fall ist, um die es in diesem Buch geht.

Lina und Simon, ein Ehepaar, was keine eigenen leiblichen Kinder bekommen kann, entscheiden sich dazu ein Kind zu adoptieren. Da Lina schon 40 Jahre alt ist, kommt ein Säugling nicht infrage und so entscheiden Subaia, Lina und Simon sich, ein gemeinsames Leben miteinander zu teilen. Von diesem Prozess und dem gemeinsamen Leben erzählt diese Geschichte, die alles andere als einfach ist.
Subaira hat durch ihre Geschichte nicht nur äußerliche, sondern vor allen innere Verletzungen davongetragen, die das Zusammenleben mit Simon und Lina immer wieder erschwert. Nicht nur dass Subaira immer wieder durch negative Verhaltensweisen sich der Liebe ihrer Adoptiveltern versichern muss , macht auch die Umwelt den Dreien das Leben schwer. Obwohl Kindergarten und später auch die Schule um Subairas Schwierigkeiten wissen, ist es immer wieder ein Kampf für Lina und Simon die richtigen Einrichtungen zu finden, die ihr Kind so annehmen wie es ist und bereit sind es zu fördern. Es wird immer wieder sichtbar, dass so ein besonderes Kind im " geregelten Alltag des Kindergarten und Schullebens " als Störenfried angesehen wird. Ich frage mich dann immer wieder, wo ist das Engagement der Pädagogen , die doch eine Herausforderung auch als Chance sehen könnten selbst an diesem Prozess zu wachsen. Vielleicht liegt es aber auch an unserem desolaten Erziehungsapparat, die einfach zuwenig Fachpersonal haben , um darauf zu reagieren.

Mich hat dieses Buch sehr betroffen gemacht und ich habe mich des Öfteren gefragt, warum kann man solch mutige Eltern , die sich zur Aufgabe machen, ein schwer traumatisiertes Kind in ihre Familie zu holen, um ihm ein geregeltes Zuhause zu bieten , nicht unterstützen ? Ist es wirklich um viele Pädagogen so bestellt, dass sie nur " funktionierende Kinder " in ihren Einrichtungen haben wollen , weil die leichter zu händelön sind ? Haben Kinder , die eine Geschichte wie Subaira haben, kein Anrecht auf Verständnis ? Könnte man nicht mit Aufklärung und pädagogischen Maßnahmen Eltern und Mitschüler um Mitarbeit bitten ? Obwohl ich im Großen und Ganzen gegen Inklusion bin, da ich finde, dass es nur eine Sparmaßnahme ist, die vielen betroffenen Kindern nicht gerecht wird , wäre so eine Maßnahme in Subairas Fall sinnvoll, aber nur mit entsprechender Begleitung und daran hapert es dann meist, obwohl es ja bei Subaira geklappt hat. Doch viele Eltern haben nicht dieses Engagement und auch nicht die Informationen , sich hier Hilfe zu holen.

Ich finde , dieses Buch ist ein guter Einblick in das Leben einer Adoptionsfamilie. Es wird beschrieben, welche Schritte nötig sind , um ein Kind zu adoptieren und welche Schwierigigkeiten auf einen zukommen können, wenn ein schon älteres Kind in die Familie kommt.
Ich habe sehr viel Achtung vor Menschen , die diesen Schritt wagen und einem Kind, was nichts für seine Geschichte kann , aufnehmen. Es ist für mich auch ein anerkenenswerter Schritt, der gesellschaftliche Folgen hat, denn was wäre aus Subaia geworden , wenn sie Simon und Lina nicht getroffen hätte ?

Auch hier fällt mir wieder der Ausspruch von Richard Weizäcker ein: " Eine Gesellschaft misst sich daran, wie sie mit ihren schwächsten Mitgliedern umgeht.Ein Spruch, der nachdenkenswert ist.