Rezension

„Wir sind eine Familie mit Tradition. Wir sammeln Absonderlichkeiten.“

Elurius - Yvonne Gees

Elurius
von Yvonne Gees

Bewertet mit 5 Sternen

Tadeya Sleyvorn lebt mit ihrer Großmutter Elisa in einem kleinen Dorf im Deutschland des 19. Jahrhunderts. Dort ist ihre Großmutter auch gemeinhin als Hexe bekannt, und als gute Hexe hat Elisa vor allem eine Sache ihrer Enkelin beigebracht: andere Menschen zu verfluchen. Doch legt sich ein Schatten über Tadeya und Elisa, denn Tadeya wurde bereits als kleines Kind an den Schwarzen Priester verkauft, der sie nun einfordern will. Doch bevor der Schwarze Priester dazu kommt, wird Tadeya entführt und Jesco, der Tadeya liebt, begibt sich auf die Suche nach ihr.  Dabei erhält er neben seinem starken Glauben an Gott auch Hilfe von zwei weiteren Unbekannten: Robin Dungslear, der Geister sehen kann, und Robert Adlam, der sich seine eigenen Regeln macht…

 

„Elurius“ von Yvonne Gees ist der zweite Teil der Dark-Fantasy Reihe „Vater der Engel“. Dieser kann jedoch auch ohne Wissen des ersten Teils „Wer Blut sät“ gelesen werden.

Yvonne Gees nimmt den Leser mit auf eine Reise in das Deutschland des 19. Jahrhundert, die sich jedoch durch Fantasy-Elemente abhebt. Ihr gewählter Schreibstil ist dabei sehr angenehm zu lesen, aber unterscheidet sich auch deutlich von vielen anderen Autoren. So gefiel es mir auch sehr gut, dass einzelne Abschnitte immer wieder aus der Sicht einer Person geschrieben wurden, denn man erhielt immer ein bisschen mehr Einblick in die Gedanken der doch teils sehr schrägen Charaktere.

Ihre Charaktere hätten wohl unterschiedlicher nicht sein können. Entgegen dem anfänglichen Eindruck ist aber Tadeya nicht die Hauptfigur die Geschichte, sondern viel mehr wird sie zum Dreh- und Angelpunkt. Mitunter gerät sie in der Mitte der Handlung sogar völlig in den Hintergrund. Dafür stehen die anderen Charaktere aber umso mehr im Vordergrund. So konnte Robert Adlam zum Beispiel sofort meine Sympathie gewinnen. Mit Elisa hingegen tat ich mich hingegen anfangs schwer, und ihre Motive waren erst später für mich vollständig ersichtlich. Wer mir allerdings so richtig auf die Nerven ging, war Jesco, der im Grunde alles, was er tut, mit Gott rechtfertigt und sich von ihm „leiten“ lässt. Dennoch wäre ohne diesen exzentrischen Kerl die Geschichte wohl vollkommen anders verlaufen und seien wir einmal ehrlich: Jede gute Geschichte braucht einen „Nervfaktor“.

Die Geschichte ist allerdings sehr komplex und ist eben nicht einfach mal so zwischendurch zu lesen, weshalb man aufmerksam lesen muss, dass man alle Nuancen der Handlung mitbekommt und so verstehen kann. Erst gegen Ende verlaufen dann alle Stränge in eine Richtung und bilden ein großes Ganzes und die Erkenntnis trifft einen dann mit einem Schlag. Vielleicht wäre einiges mit dem Vorwissen vom ersten Band schneller ersichtlich gewesen, das kann ich nicht so genau beurteilen, da ich den ersten Band nicht gelesen habe. Es bleibt aber das Gefühl, dass es vielleicht leichter zu verstehen gewesen wäre. Dennoch kann man den zweiten Band auch ohne den ersten Band lesen. Es ist einfach etwas anspruchsvoller und das gefällt mir. Es ist kein Buch, was ich mal so nebenbei in der Bahn lesen möchte, sondern ein Buch, das ich zu Hause gemütlich auf dem Sofa lesen mag und sich die Zeit nehmen will und auch muss, einmal darüber nachzudenken, was man gerade gelesen hat.

 

„Elurius“ von Yvonne Gees ist anspruchsvolle Dark Fantasy, die mich überzeugt hat. Wer nun selbst auf anspruchsvollere Geschichten steht, dem kann ich Elurius nur weiterempfehlen. Ob man nun vorher den ersten Teil liest oder nicht, bleibt einem aber selbst überlassen. Ich für meinen Teil werde aber sicher noch die Vorgeschichte in „Wer Blut sät“ lesen, aber auch das Lesen des dritten Bands „Vater der Engel“ ist in absehbarer Zeit geplant. Wer allerdings nach leichter Lektüre sucht, sollte vielleicht eher zu einem anderen Buch greifen.