Rezension

Enttäuschend

Elurius - Yvonne Gees

Elurius
von Yvonne Gees

Bewertet mit 2.5 Sternen

Tadeya Sleyvorn wurde von ihrer Großmutter, die als Hexe verschrien wird, großgezogen. Dann wird Tadeya entführt und erfährt vom Geheimnis ihrer Herkunft. Der Roman ist der zweite Teil einer Trilogie, ist allerdings auch unabhängig vom ersten Teil zu lesen. Nur gegen Ende gibt es eine Entwicklung, die man wahrscheinlich besser verstehen kann, wenn man diesen gelesen hat.

 

Yvonne Gees hat einen schönen, sehr anschaulichen Erzählstil, auch die Sprache gefällt mir gut. Die Geschichte ist interessant, vor allem die Hintergrundgeschichte, die nach und nach aufgedeckt und in kursiver Schrift vom restlichen Geschehen abgesetzt wird. Leider wird oft sehr ausschweifend erzählt, eine Straffung hier und da hätte der Geschichte sicher gut getan.

 

Leider konnte mich der Roman nicht wirklich überzeugen. Zu Anfang fand ich mehrere Charaktere sehr interessant, geblieben sind am Ende zwei. Leider ist es der Autorin nicht gelungen, mir die anderen Charaktere wirklich nahe zu bringen, oft konnte ich weder ihre Handlungen (die hin und wieder offenbar von dem geleitet werden, was für die kommende Handlung notwendig ist und leider manchmal völlig sinnlos und nicht zum Charakter passend wirken…) noch ihre Emotionen nachvollziehen. Tadeya z. B. berührte mich überhaupt nicht, so dass mir letztlich auch ihr Schicksal ziemlich egal blieb, ich konnte nicht um sie bangen, was der Geschichte natürlich ein gut Teil Spannung gekostet hat. Spannend finde ich den Roman im Übrigen von Anfang bis Ende nicht, im Grunde schon ein K.O.-Kriterium bei einem Fantasy-Roman.

 

Im Laufe des Romans erschien mir immer weniger schlüssig zu sein, manches hat sich in meinen Augen auch widersprochen. An einer Stelle wird z. B. Afrika erwähnt, was, wenn man den Zusammenhang kennt (der sich erst später ergibt) offenkundig nicht passt, für mich ein Zeichen, dass es an einer ernstzunehmenden Recherche mangelt (was man auch an anderen Stellen erkennt).

 

Der Roman soll in Deutschland des 19. Jahrhunderts spielen, leider findet sich das im Roman so gut wie gar nicht wieder. Wenn schon solche Angaben gemacht werden, die eigentlich gar nicht nötig sind, dann sollten sie auch eine Bedeutung bekommen. Tatsächlich habe ich mich beim Lesen am ehesten in einer fiktiven Welt gefühlt, anhand einiger Randbemerkungen könnte man am ehesten eine Parallelwelt vermuten.

 

Ein weiteres Problem für mich ist, dass ich auch nicht erkennen konnte, wie die Geschehnisse zeitlich und örtlich zu einander stehen. Sind Stunden vergangen, Tage oder gar Monate? War die Reise, die einige Charaktere unternahmen, wenige Kilometer oder viele hundert Kilometer lang? Hier hätte ich eine Karte schön gefunden sowie Zeitangaben. Stattdessen setzt die Autorin auf die völlig unnötige Angabe des Namens des jeweiligen Charakters, aus dessen Perspektive gerade erzählt wurde, obwohl sowohl die Perspektivewechsel als auch der entsprechende Charakter sehr gut zu erkennen sind.

 

Was ich persönlich gar nicht gut finde, ist, dass Yvonne Gees die christliche Religion in einer so zunehmend aufdringlichen Form einfließen lässt, dass mich das einfach nur abgestoßen hat, abgesehen, dass das für mich nicht in einen Fantasyroman passt, hätte man das sicher auch in einer anderen Form machen können. Da ich aus der Leseprobe zum Nachfolgeband entnehmen konnte, dass dies offenbar weitergeführt wird, werde ich darauf verzichten, diesen zu lesen.

 

Mich hat der Roman insgesamt enttäuscht, ich vergebe 2,5 Sterne, vor allem deshalb, weil mir die Sprache und der anschauliche Erzählstil gut gefallen. Ansonsten handelt es sich hier um einen Roman, den man, meiner Meinung nach, nicht gelesen haben muss, weswegen ich auch keine Empfehlung ausspreche.