Rezension

Wird die Vergangenheit jemals ruhen?

Zeugin der Toten - Elisabeth Herrmann

Zeugin der Toten
von Elisabeth Herrmann

Bewertet mit 4 Sternen

Elisabeth Herrmann hat mit Judith Kepler eine etwas andere Buchheldin erschaffen. Das ehemalige Heimkind hat eine recht bewegte Vergangenheit und verlor sich auch im Drogensumpf, wie man es von einem Heimkind erwarten könnte. Dennoch hat sie ihren Lebensweg gefunden und arbeitet nun als Cleanerin, was bedeutet, dass sie Wohnungen, in denen gestorben wurde, wieder besenrein herstellt. Während ihrer Arbeit entdeckt die recht zurückgezogene und auch leicht verbitterte Judith schließlich in der Wohnung eines Mordopfers durch Zufall Unterlagen, die sie betreffen, nämlich ihre ehemalige Heimakte, die längst verschollen geglaubt war. Auf eigene Faust versucht sie zu ermitteln und mehr herauszufinden und findet sich schließlich in einem Sumpf aus Lügen und Intriegen rund um die ehemalige DDR wieder, in der sie aufwuchs.

Mal eben ruck-zuck weglesen lässt sich dieses Buch wirklich nicht. Nichtsdestotrotz ist es spannend und man fragt sich, was für Geheimnisse noch offenbart werden. An der ein oder anderen Stelle ist die Geschichte sicherlich auch ein wenig vorhersehbar, was mich persönlich allerdings nicht gestört hat. Allein die Komplexität hat mich dann doch dazu gebracht manche Passagen mehrmals nachzulesen, weil ich leider nicht die Zeit hatte das Buch recht schnell in einem Rutsch durchzulesen. Ein wenig Zeit dafür wäre also sicherlich von Vorteil.

Es geht vor allem um Politik und die Verhältnisse in der DDR. Der Krimiteil bleibt ein wenig auf der Strecke. Wen das nicht stört und wer vor allem Interesse an der DDR hat, dem kann ich das Buch sehr ans Herz legen, denn die Autorin hat hier ein sehr eindrucksvolles und flüssiges Werk abgeliefert, was wirklich Spaß bereitet zu lesen und was vielleicht noch ein wenig verdeutlicht, warum die Geschichte um die DDR auch heute noch nicht einfach ad acta gelegt werden kann.