Rezension

Wirklich alles über den Vater der Atombombe

J. Robert Oppenheimer - Kai Bird, Martin J. Sherwin

J. Robert Oppenheimer
von Kai Bird Martin J. Sherwin

Bewertet mit 2.5 Sternen

63 Jahre verpackt in 704 Seiten. Eigentlich reicht kein Buch, um ein Menschenleben zu erzählen. Schon gar nicht das von J. Robert Oppenheimer, dem „Erfinder der Atombombe“. Und doch haben Kai Bird und Martin J. Sherwin es geschafft das Wirken von Oppenheimer zu Papier zu bringen.

Biografien sind schwierig zu rezensieren, ohne nicht automatisch die Person mit in die Bewertung zu beziehen. Jegliche Meinung über das Buch impliziert direkt, dass die Person zum Beispiel „großartig“, „langweilig“ oder „unterhaltsam“ sei und nicht unbedingt das Buch. Bei der Biographie von Oppenheimer kann davon nicht die Rede sein, denn bis zum Ende der Lektüre konnte ich mir kein Bild von Oppenheimer machen und ich hatte das Gefühl, dass sich die Gravitas Oppenheimers nicht in seiner Biographie widerspiegelt. Dennoch ist er einer der einflussreichsten Menschen des 20. Jahrhunderts und prägte Physik wie Politik wie kaum ein anderer. Den Autoren ist es gelungen, Aufstieg und Fall dieser prestigeträchtigen Person bis ins kleinste Detail darzulegen. Mi fehlte letztlich leider der Einblick in die Psyche und die Gefühlswelt Oppenheimers.

So faszinierend Oppenheimer auch ist, so trocken und nüchtern liest sich in weiten Stellen die Biografie. Zwar kommen viele Menschen um Oppenheimer herum selbst mittels Zitaten zu Wort, doch lebendig fühlt sich das kaum an. Durch sehr, sehr viele physikalische und politische Begriffe und ein dauerhaftes Namedropping von Wissenschaftlern verliert man als Leser schnell den Überblick, wer nun relevant für den Fortlauf der Handlung ist. Eingefleischte Wissenschaftshistorie-Fans kommen wahrscheinlich gut zurecht, dem Laien kann ich es jedoch nicht empfehlen.

Dennoch ist die Recherchearbeit erstaunlich. Hunderte Bücher, Artikel, Manuskripte, Regierungsdokumente und Interviews fließen in die Arbeit mit ein. Allein diese Leistung sollte schon gewürdigt werden. Wer also einen ausführlichen Einblick in das Leben von Oppenheimer werfen will, dem kann man dieses Buch ans Herz legen.