Rezension

Wirklich gut

Was Liebe ist - Ulrich Woelk

Was Liebe ist
von Ulrich Woelk

Bewertet mit 4 Sternen

"Herbst 1999. Roland Ziegler reist als Mitinhaber eines Familienunternehmens nach Berlin, um an einer Konferenz über die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter während des Zweiten Weltkriegs teilzunehmen. In einem Café lernt er Zoe kennen, eine junge Jazz-Sängerin, die ihm abends bei einem Konzert einen klassischen Song widmet: ›You don't know, what love is.‹ Zoe begleitet Roland nach Amsterdam und wird für ihn zu seiner großen Liebe. Befreit von alltäglichen Zwängen erleben sie eine vorher nie gekannte Nähe. Doch die Familie, die Firma und deren Vergangenheit melden sich bald zurück. Und Zoe ist plötzlich verschwunden.
Was ist Liebe? Können wir lieben, ohne unsere Vergangenheit zu kennen? Eindringlich und klar erzählt Ulrich Woelk von zwei sehr gegensätzlichen Menschen, die eines verbindet: Angehörige einer Generation zu sein, die den Versprechungen der großen Gefühle misstraut. Und die am Ende genau das erleben, was ihnen unmöglich erschien: Eine große Liebesgeschichte."

Ulrich Woelk packt in seinem Roman ein" heisses Eisen " an. Zwangsarbeit im "Dritten Reich". Manche Unternehmen in Deutschland verdanken diesem Umstand auch heute noch ihren Wohlstand (von den Enteignungen ganz zu schweigen), und als die Verhandlungen um Entschädigungen durch die Presse gingen, hatte man nicht unbedingt den Eindruck von Einsicht. 

Diesen Themenkomplex verbindet er mit einer Liebesgeschichte, die als amour fou angelegt ist, mich aber nicht so sehr berühren konnte. Stilistisch und sprachlich bewegt sich der Roman auf hohem Niveau.

Der Protagonist ist eine ausgezeichnet ausgearbeitete Figur. Die Geschichte verfügt über eine erzählerische Tiefe, die man in der Unterhaltungsliteratur nicht mehr oft findet. Für mein Empfinden stand jedoch die Liebesgeschichte zu sehr im Vordergrund.

Die story fordert den Leser heraus und regt zum Nachdenken an. Viele Themen werden angeschnitten - wie weit darf Selbstverwirklichung gehen, kann man die Vergangenheit so einfach "abhaken" und wie verhält sich die Gesellschaft gegenüber  chronisch Kranken ? Woelk umschifft dabei so ziemlich alle Klischeeklippen und gibt der Erzählung am Ende eine überraschende Wendung.