Rezension

Witzig und authentisch!

Frau Bodenschlampe - Bianca Schmidl

Frau Bodenschlampe
von Bianca Schmidl

Ihr kennt „Frau Bodenschlampe“ nicht?

Doch, das tut ihr ganz sicher, denn die Besagte ist nichts geringeres als eure fiese Bodenwaage, die man versucht zu meiden, wenn man genau weiß, dass die Tüte Chips vom Vorabend zu viel des Guten war oder der Sonntagsbraten einfach zu lecker geschmeckt hat, um sich nur mit einer Portion zu begnügen.

Genau so witzig und direkt wie Bianca Schmidl der bösen und stets ehrlichen Waage ihren Namen verpasst hat, genau so hat die Autorin auch dieses Buch geschrieben.

Man könnte auch sagen „ihr“ Buch, denn Bianca Schmidl erzählt uns hier ihren absolut persönlichen Weg von Kindesbeinen an, wobei sich alles um ihr Gewicht dreht, wie sie mit den ständigen Auf und Ab`s der Kilos einen Umgang fand oder eben auch nicht.

Das Buch ist eine echte Offenbarung, erzählt mit einer absoluten Ehrlichkeit und Direktheit, einer großen Portion Selbstironie und einer guten Ladung bissigem Humor.

Man könnte sich jetzt fragen, warum soll ich das alles lesen, schließlich kenne ich die Autorin gar nicht. Diese Gedanken gingen mir zu Beginn zumindest durch den Kopf, denn Ratgeber, die fast wie eine Biografie geschrieben sind, lese ich eher nur von bekannten Persönlichkeiten aus dem öffentlichen Leben, wo mich ein direkter Einblick in dieses Leben auch wirklich interessiert, weil ich die Person ja irgendwie kenne.

Hier habe ich sehr gerne eine „Ausnahme“ gemacht, denn die Autorin hat mich sofort mit den ersten Zeilen abgeholt und auf ihre persönliche Reise mitgenommen.

Mega sympathisch und absolut authentisch liest sich dieses Werk, was sicher auch daran liegt, dass alles wirklich sehr lustig und mit viel Wortwitz geschrieben ist. Die Autorin hat kein Problem damit, sich auch selber auf die Schippe zu nehmen und in der ein oder anderen Situation findet man sich sicher auch selber wieder.

„Ich stürzte mich in die Arbeit, um mich abzulenken, und am Abend trank ich zu viel Rotwein, um den Schmerz zu betäuben. Gerne mit Chips, denn wenn die betrunken sind, vergessen sie, sich um die Hüften zu schmiegen.“ (Zitat aus Frau Bodenschlampe)

Das Buch ist kein direkter Abnehmratgeber, sondern vielmehr dient es eher als Denkanstoß und es gibt Tipps zwischen den Zeilen, die absolut nicht belehrend wirken. Die Autorin erfindet hierbei auch das Rad nicht neu, sondern spricht vielmehr einen jeden an, weil ihre Geschichte einfach aus dem Leben gegriffen ist.

Ich habe Bianca Schmidl gerne auf ihrem Weg begleitet und hatte fesselnde und vor allem witzige Lesestunden. Das ein oder andere ist sogar hängen geblieben und wird vielleicht zukünftig nun sogar in meinem Alltag umgesetzt.

Ich ziehe ein kleines Bewertungsbüchlein ab, denn das letzte Viertel des Buches besteht aus kleinen Anekdoten der Kolumne „Immer wieder sonntags“, die die Autorin schreibt und das hat da für mich nicht so recht rein gepasst. Das Buch und seine Message waren für mich früher zu Ende und diese Kolumne-Anekdoten wären vielleicht eher eine Idee für ein extra Buch. Ein paar Begriffe wurden mir auch ein wenig zu oft wiederholt, aber dafür, dass es sich bei „Frau Bodenschlampe“ um das Debüt der Autorin handelt, sei ihr das sehr gerne verziehen.

Fazit

Bianca Schmidl lässt uns an ihrem Leben und ihren allgegenwärtigen Gewichtsproblemen teilhaben und tut das mit so viel Sympathie, Wortwitz und persönlichen Erzählungen aus ihrem Leben, dass ich ihr sehr gerne zugehört habe. Ich sehe meine „Frau Bodenschlampe“ nun mit anderen Augen und kann nun nicht mehr umhin, ihr einen noch abfälligeren Blick zuzuwerfen, als ohnehin schon. Ich werde meine Waage nun zukünftig nur noch schmunzelnd besteigen können.