Rezension

Wo hört Mitschuld auf?

Schuldig - Kanae Minato

Schuldig
von Kanae Minato

Bewertet mit 3.5 Sternen

Fukase ist mehr oder weniger ein Einzelgänger. Sein Leben lang war er eher unscheinbar. Nur wenn er Kaffee kocht bekommt er Aufmerksamkeit. Auch als er mit seinem Freund Hirosawa zusammen war, fühlte er sich beachtet. Doch was ist damals in der Nacht passiert, als Hirosawa einen Autounfall hatte?

Das Cover ist gut, wobei auf den ersten Blick kann man den Zusammenhang nicht so gut verstehen. Aber nach und nach erklärt sich die Wahl dieses Covers.
Grundsätzlich ist das Buch sehr gut geschrieben, denn die Autorin hat einen Stil der einen fesselt und man fragt sich einfach die ganze Zeit, was hat Fukase getan? Bzw. was ist genau in dieser Nacht passiert, als Fukase mit Hirosawa und drei anderen Freunden einen Ausflug gemacht hat?
Es bleibt ziemlich ungewiss, obwohl man mit einigen Rückblicken doch etwas erfährt, aber es wird nie zu viel verraten. Man tappt lange Zeit einfach im Dunkeln.
Denn genau hier kommt man zu Fukases furchtbarer Eigenschaft, nie alles direkt heraus zu sagen. Klar, das ist in Japan halt so, aber das hat mich schon sehr genervt. Aber nicht nur Fukase hält mit vielem hinter dem Berg, auch einige der anderen Charaktere halten lieber den Mund bevor sie noch jemandem vor dem Kopf stoßen könnten. Dazu kommt, dass Fukase ziemlich häufig in Selbstmitleid badet und sehr oft betont, wie einsam er doch ist und wie gerne er mehr Zeit mit seinen Freunden verbringen würde. Aber er ist das selber schuld, denn wenn man nicht mit den anderen redet, kann der andere auch nicht wissen was in einem vorgeht. Und so wird schnell klar, wie wenig Fukase auch über seinen angeblich besten Freund Hirosawa wusste. Um den sich vieles im Buch dreht, denn er hatte diesen tödlichen Unfall vor drei Jahren und jetzt erhalten Fukase und die drei anderen anonyme Briefe, dass sie Mörder seien. Doch was ist wirklich passiert damals? Kann der schüchterne, zurückhaltende Fukase wirklich ein Mörder sein? Oder gilt die Anschuldigung eher der Unterlassung von Hilfe?
Nach und nach erfährt man dann was damals passiert war und wer schuldig ist. Aber dann endet das Buch noch nicht, denn es gilt ja noch herauszufinden, wer diese Briefe an die vier geschickt hat. So begibt sich Fukase auf eine Suche und findet immer mehr heraus, wie wenig er über Hirosawa wusste. Mit wem er befreundet war und was er in seiner Freizeit gemacht hat. Aber das passiert einfach, wenn man nicht nachfragt.
Fukase tat mir zunächst leid, weil er in diese Außenseiterrolle gerutscht ist, aber so nach und nach habe ich gemerkt, dass er diese Rolle scheinbar selbst gewählt hat und kaum etwas unternimmt um da raus zu kommen.
Im Grunde ist die Geschichte recht geradlinig und man kann schon vieles im Vorfeld erahnen. Mir hat so ein bisschen das geheimnisvolle gefehlt, was Kanae Minato in Geständnisse zum Beispiel so wunderbar gelungen ist.
Allerdings muss ich zugeben, dass mich das Ende wieder total überrascht hat und so wurde noch einiges wieder gut gemacht.

Mein Fazit: Schuldig ist nicht ganz so gut wie Geständnisse finde ich, aber trotzdem wird man hier gut unterhalten und wenn man bis zum Ende durchhält, wird man da mit einer richtig guten Lösung überrascht. Ich hatte damit gar nicht gerechnet. Ich kann das Buch empfehlen, wenn man einen etwas jammernden Protagonisten aushalten kann.