Rezension

Wohlfühlram

Stürmische Küsse unter Fallburys Leuchtfeuer (Herzklopfen in Schottland) -

Stürmische Küsse unter Fallburys Leuchtfeuer (Herzklopfen in Schottland)
von Hanna Holmgren

Bewertet mit 4 Sternen

»„Genau genommen mache ich momentan nichts anderes als lesen oder spazieren gehen oder einfach am Meer sitzen und den Möwen lauschen.“ „Das ist doch eine ganze Menge.“ „Nicht wirklich, wenn ich an meinen hektischen Alltag in Deutschland denke. Da würde das hier als Faulenzerei gelten.“ […] „Das ist eben das Problem der Menschen heutzutage […]. Niemand hat mehr Zeit für einen Moment Ruhe, Innehalten, einfach fürs Nichtstun. Und wer es doch schafft, dem wird es zum Vorwurf gemacht.“ « (S. 83)

 

 

Tia wurde von ihrem Freund Nico für einen knackigen Po in einem Minirock verlassen, und das schlimmste: alle drei arbeiten zusammen in einer Firma. Doch als Nico seine letzten Sachen aus der nun nicht mehr gemeinsamen Wohnung abholt, überreicht Tia ihm gleichzeitig ihre fristlose Kündigung und nach kaum einer Woche befindet sie sich schon auf dem Weg nach Fallbury zu ihrer Freundin Phoebe. Zwei Monate will sie in diesem kleinen Fischerdorf verbringen, das sie vor 17 Jahren noch so furchtbar fand.

Kaum hat sie das kleine Cottage, in dem sie die nächsten Wochen bleiben wird, gefunden, kommt auch schon Josh um die Ecke, dem nicht nur das beschauliche Cottage gehört, sondern der auch noch ein ziemlicher Macho ist. Ein extrem gutaussehender Macho.

 

Tia hat es mir manchmal ziemlich schwer gemacht, sie zu mögen, obwohl sie im allgemeinen sehr umgänglich ist. Nur in Bezug auf Josh konnte ich ihr Verhalten meist nicht verstehen. An einem Abend hat er es sogar ziemlich treffend zusammengefasst:

„Ich finde, dass du eine übellaunige, zickige, graue Maus bist, die sich hinter ihren Wollpullovern vor der Welt versteckt und darauf wartet, dass irgendjemand kommt und sie rettet. Und weil du so unzufrieden mit dir und deinem Leben bist, schaffst du es sogar, anderen Menschen ihre gute Laune zu vermiesen.“ (S. 99)

Trotzdem bekommen Tia diese zwei Monate Abstand sehr gut, sie liest nicht nur viel und freundet sich mit den Dorfbewohnern an, sondern findet auch Zeit, ihr Leben zu reflektieren. Auch wenn sie das meist nur nach einem desaströsen Aufeinandertreffen mit Josh tut.

Josh war mir mit seinen Neckereien von Anfang an sympathisch, nur sein Aussehen wollte nicht ganz zu meiner Vorstellung passen. Oder zu dem Namen. Aber auch darüber bin ich schnell hinweggekommen und konnte ganz nach Fallbury abtauchen und mit den beiden Protagonisten das Fischerdorf unsicher machen.

 

Diesem Roman sprüht Wohlfühlen und Gemütlichkeit aus jedem Wort, und alte Bekannte aus den ersten beiden Teilen haben auch kurze Auftritte. Trotzdem muß man sie nicht vorher gelesen haben; alle Bücher sind unabhängig voneinander lesbar und wunderbar zu verstehen.

Das schöne an Hanna Holmgrens Schottlandromanen ist der Wohlfühlfaktor, mit Zärtlichkeiten, Humor, und Protagonisten mit Ecken und Kanten, wie echte Menschen. Sehr unterhaltsam und empfehlenswert.