Rezension

Wohnst du noch oder lebst du schon?

Die Geschichte von Ulrich, der bei Ikea einzog und das Glück fand -

Die Geschichte von Ulrich, der bei Ikea einzog und das Glück fand
von A. S. Dowidat

Bewertet mit 3 Sternen

Ulrich steht ganz allein da. Erst kürzlich sind seine Eltern gestorben. Er hat keine Geschwister und ist nicht verheiratet.

Aus seinem Fenster blickt er auf den leuchtenden Schriftzug einer bekannten Möbelkette. Das nahe Möbelhaus symbolisiert für ihn Glück und Wohlbefinden. Könnte man nur sein Leben so leicht neu einrichten wie eine Wohnung.

Als Ulrich seine Arbeitsstelle verliert ist er eigentlich erleichtert, doch irgendwann geht ihm das Geld aus und er muss sich arbeitslos melden. Sein Sachbearbeiter möchte ihn zu einem Computerkurs schicken, doch alles in Ulrich sträubt sich dagegen.

Beim Schlendern durch das Möbelhaus spürt er, dass er gar nicht mehr nach Hause will. Kurzentschlossen versteckt er sich in einem Schrank und lässt sich für die Nacht einsperren. Zaghaft verlässt er viel später sein Versteck und erkundigt sein neues, stilles Zuhause.

Ulrich ist auf der Suche, und er hat das Gefühl er wird hier finden, was er sucht – auch wenn er überhaupt nicht weiß, was er sucht. Und seine Suche wird belohnt. Er findet so viel mehr, als er sich hätte erträumen können.

Dieses Buch ist sehr schön gestaltet und erinnert mit seiner Farbgebung an Ulrichs Wahlheimat. Vor jedem Kapitelbeginn ist eine kleine Zeichnung eines Männchens auf einem Möbelstück zu sehen, das gibt dem Buch einen leichten Charakter.

Der Grundton des Buchs ist eher melancholisch, auch wenn lustige und verschrobene Begebenheiten nicht fehlen. Der Leser bekommt einen guten Einblick in die Gedankenwelt von Ulrich und erlebt dabei einen zutiefst unglücklichen Mann, der sich selbst verloren hat. Der feinfühlige Ulrich tat stets, was von ihm erwartet wurde, doch dabei blieb das, was ihn als Person ausmacht, auf der Strecke. Diese Charakterisierung wird sehr gut gezeichnet, doch gegen Mitte des Buchs wird das Lesen mühsam, da wenig geschieht und der Leser den Protagonisten inzwischen recht gut kennt.

Trost und Hilfe findet Ulrich durch ein menschliches Gegenüber, vor allem aber durch eine besondere Gegenwart, die im Möbelhaus in sein Leben tritt. Diese Gegenwart erinnert an eine Gottfigur, dabei bleibt sie aber so unkonkret, dass Anhänger verschiedener Religionen sie als passend zu ihrer Anschauung sehen würden. Auch wenn manches an christliche Inhalte erinnert, bleibt es unkonkret. Gerade das wird manchen sehr gut gefallen, ich persönlich hatte nach dem Lesen der letzten Seite ein unbefriedigendes Gefühl, da der Glaube an Jesus Christus sich, meiner Meinung nach, stark von einer diffusen Gegenwart unterscheidet, die erst vom Glaubenden mit Inhalt gefüllt werden muss.

Fazit: Eine schön geschriebene und tiefsinnige Gleichnis-Erzählung, über einen einsamen Mann, der an einem ungewöhnlichen Ort Frieden mit sich selbst schließt. Obwohl gute Inhalte vermittelt werden, stört die synkretistische Tendenz der Erzählung.