Rezension

Wunderbar

Eine Frage der Zeit -

Eine Frage der Zeit
von Alex Capus

Bewertet mit 4.5 Sternen

In diesem Buch schreibt Capus wieder einmal einen Roman über eine wahre Geschichte. Ob sie sich genau so zugetragen hat? Eher wohl nicht.

1913 will Kaiser Wilhem seine Kolonie in Ostafrika und den angrenzenden Tanganika-See sichern und so baut die bekannte Meyer-Werft in Papenburg ein Schiff für den See. Das wird allerdings gleich nach der Fertigstellung wieder in Einzelteile zerlegt und in Kisten verpackt. Zusammen mit drei Mitarbeitern der Werft wird alles per Schiff und Zug nach Afrika geschafft, dort wird die "Götzen" von den Männern und afrikanischen Arbeitern wieder aufgebaut. Doch dann bricht der 1. Weltkrieg aus und auch die Engländer lassen zwei Boote zum See schaffen, um die Deutschen zu vertreiben. Kommandant des Unternehmens ist der gescheiterte Oberleutnat Spicer Simpson, der alles falsch macht, was man falsch machen kann.

Das Buch lebt von dem Gegensatz der beiden Männer, die für die beiden Seiten zuständig sind. Capus beschreibt besonders den schrulligen, überspannten und vom Pech verfolgten Spicer Simpson sehr humorvoll und nicht ohne Sympathie. Der etwas steife Rüter aus Papenburg dagegen ist ein eher wortkarger Emsländer. Aber auch der Hintergrund des Buches ist hervorragend geschildert, die kolonialen Ansprüche, das Überlegenheitsgefühl der Weißen, die Qualen, denen die Schwarzen bei der harten Arbeit ausgesetzt sind. Auch die ganze Absurdität des Krieges und der militärischen Zeremoniele wird dargestellt.

Während die Männer längst tot sind, hat die "Götzen" alle Kriege überlebt und liegt immer noch am Ufer des Tanganika-Sees.