Rezension

Wunderbar leicht und humorvoll und doch fantastisch tiefgründig

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen - Kristina Günak

Die Liebe kommt auf Zehenspitzen
von Kristina Günak

Bewertet mit 5 Sternen

Ich ziehe meinen Hut vor dir, Kristina, für diese fantastische Geschichte über Liebe, das Leben, Mut und Vertrauen. Sie ist so wunderbar humorvoll und doch fantastisch tiefgründig und ich habe Ben und Lucy so sehr geliebt!

Durch eine eher unglückliche Situation mitten in einem Schneesturm und sehr viel Sympathie erben Lucy, eine nicht ganz so erfolgreiche Autorin, und Ben, ein gestresster Arzt aus der Notaufnahme, einen alten Bauernhof im kleinen norddeutschen Ort Bredenhofe. Dabei kennen sich die beiden eigentlich nur flüchtig von der Mitfahrzentrale. Trotzdem beschließen sie, auf den Hof zu ziehen und ihn wieder auf Vordermann zu bringen; nicht zuletzt, weil Lucy Probleme mit ihrem Wohnungsvermieter hat und Ben dringend eine Pause von seinem Job braucht. Die zwei treffen die Abmachung, dass sie das Ganze nur als Freunde machen und keinesfalls Gefühle dazwischenkommen dürfen. Doch das Leben macht ihnen einen Strich durch die Rechnung…

 

Die Figuren

Lucy war mir wunderbar sympathisch. Ich finde es toll, dass sie sich auf dieses Abenteuer mit Ben einlässt, aber trotz ihres Muts ist sie überhaupt nicht die Heldin, die alles kann und vor nichts und niemandem Angst hat. Lucy hat auch Probleme und Sorgen und ihrem Leben, nicht gerade wenige, aber sie ist trotzdem die meiste Zeit positiv und versucht, das Beste aus ihrer Situation zu machen. Zum Beispiel, als es mit ihrem Wohnungsvermieter nicht so gut läuft, weil der ihre Dachgeschosswohnung renovieren und teuer vermieten will, packt sie die Chance am Schopf und zieht mit Ben auf den Hof. Sie ist einfach so wunderbar sympathisch und authentisch und ich habe es sehr genossen, die Geschichte aus ihrer Sicht erzählt zu lesen!

Auch Ben mochte ich sehr. Anfangs war er eher noch verschlossen, doch im Laufe der Geschichte hat er sich wunderbar geöffnet und ist zu viel mehr geworden, als ich je erwartet hätte. Auch er hat Probleme in seinem Leben. Anders als Lucy geht er aber weniger offen damit um und braucht erst ein bisschen Zeit, um sich ihr anzuvertrauen. Als er das dann schließlich tut, hat sich gezeigt, wie sensibel und verletzlich auch er ist. Dafür, dass er weder knallhart ist und nichts an sich heranlässt noch alles verbirgt und sich niemandem anvertraut, liebe ich ihn.

Doch auch die Dorfbewohner sind mir während des Lesens sehr ans Herz gewachsen und ich war am Ende des Buches schon fast ein bisschen wehmütig, diese wunderbare Dorfgemeinschaft wieder verlassen zu müssen. Es gab keinen einzigen Charakter im Dorf, den ich nicht geliebt habe, denn alle waren auf ihre ganz eigene Weise wunderbar!

Die Geschichte

Kristina Günak erzählt eine wunderbare, berührende und inspirierende Liebesgeschichte. Ich habe es geliebt, wie sich die Liebe anschleicht und sich zwischen Lucy und Ben ganz, ganz langsam Gefühle entwickeln. Es ist eine wunderbare Wohlfühlgeschichte, die so fantastisch locker und humorvoll ist. Aber trotzdem ist sie tiefgründig und erzählt auf eine sehr sensible Weise von echten und ernsten Problemen.

Zum Beispiel das Thema Einsamkeit, mit dem Lucy kämpfen muss: Es ist echt kein einfaches Thema und ich finde es allgemein schon toll, dass Kristina Günak es in ihre Geschichte eingebaut hat. Aber auch wie sie die Sache vermittelt, hat mir sehr gefallen. Sie brachte mir das Thema unglaublich sensibel und verständlich näher, sodass ich es wirklich gut verstanden habe und mir nicht einfach gedacht habe „Jetzt reiß dich mal zusammen“. Ich habe wirklich kapiert, wie schlimm Einsamkeit eigentlich ist, und wie sehr sie einen Menschen zerfressen kann. Aber auch die Dinge, die Ben belasten (ich sage nicht was, denn ich will nicht spoilern), sind echt nicht einfach, um darüber zu schreiben, aber trotzdem sind sie mir ebenso wie Lucys Problem mit der Einsamkeit sehr sensibel nähergebracht worden.

Das Cover

Anfangs, während der ersten paar Kapitel, die im Winter spielen, und nicht wie der Rest im Frühling, war ich noch etwas verwirrt über das Cover, da ich eben dachte, dass die ganze Handlung im Winter spielen würde. Als ich das dann aber kapiert habe, machte es für mich sehr viel Sinn und ich sah die Schönheit hinter dem frühlingshaften Design. Auch die Geschichte hinter dem Fuchs darauf war wunderschön, als ich sie schließlich kannte. Allgemein passt das Cover wirklich gut zur Geschichte und es beinhaltet einige Details, deren Bedeutung man erst im Laufe der Geschichte herausfindet, was ich wirklich schön finde.

Der Schreibstil

Der Schreibstil ist sehr locker und humorvoll und deshalb überhaupt nicht schwer zu lesen. Ich bin förmlich durch die Seiten geflogen und auch einige Stellen zum Schmunzeln waren dabei. Trotzdem hat auch der Schreibstil dazu beigetragen, dass mir auch ernstere Themen sehr gut nähergebracht wurden. Auch wurden diese Themen nicht irgendwie heruntergespielt und kleingemacht, aber trotzdem blieb die Geschichte humorvoll und bekam keinen bitteren Beigeschmack.

 

Fazit

Ich ziehe meinen Hut vor dir, Kristina, für diese fantastische Geschichte über Liebe, das Leben, Mut und Vertrauen. Sie ist so wunderbar humorvoll und doch fantastisch tiefgründig und ich habe Ben und Lucy so sehr geliebt!

Das schönste Zitat

Es gab in der Geschichte so viele schöne, witzige und inspirierende Zitate, dass ich mir schwergetan habe, eines auszuwählen. Ich habe mich aber schließlich für dieses entschieden, da es einerseits sehr inspirierend ist, aber andererseits auch die Geschichte perfekt beschreibt:

„Liebe ist nicht wie ein Knall. Sie schleicht sich an, auf Zehenspitzen, und wenn man nicht drauf achtet, überfällt sie einen von hinten.“ – S. 270