Rezension

Wunderbar spannender und vielschichtiger Islandroman – nicht nur für junge Leser

Nordstern - Der Ruf der freien Pferde -

Nordstern - Der Ruf der freien Pferde
von Karin Müller

Bewertet mit 5 Sternen

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs kommt die 14jährige Erla mit ihrer Mutter nach Island, wo dringend Arbeitskräfte für Bauernfamilien gesucht werden. Aufgrund eines Missverständnisses werden die beiden getrennt und kommen in unterschiedliche Familien.

Erla hat es nicht leicht bei der Bauernfamilie, zumal sie schon in Deutschland immer wieder übernatürliche Phänomene gesehen hat und in Island nun auch mit dem Unsichtbaren Volk Kontakt aufnimmt. Neben den Schikanen der Familie begegnet ihr auch eine Menge Aberglauben, Misstrauen und Angst.

 

 

Meine Meinung:

Das Buch, Auftakt einer Trilogie und Prequel zu „Nordlicht“, kann man auch ohne Kenntnis dieser Serie wunderbar ohne Vorkenntnisse lesen.

Mich hat es von Anfang an gefesselt und gefangen genommen, so dass ich es in kürzester Zeit ausgelesen hatte. Die magische Welt in Island, die so stimmig und phantasievoll von Karin Müller erdacht ist, hat mir sehr gut gefallen und mich richtig gepackt.

Erla ist eine echte Sympathieträgerin und man möchte gerne mehr Zeit mit ihr verbringen bzw. am liebsten mit ihr befreundet sein. Ich habe richtiggehend mit ihr gelitten, als sie von der Bauernfamilie in Island, die sie aufnimmt, so schlecht behandelt wird. Zum Glück findet sie Trost bei ihrer Schimmelstute Drifa und anderen Tieren auf dem Hof, aber auch beim Unsichtbaren Volk. Besonders der nette Flóki scheint eine besondere Verbindung zu ihr zu haben; dies wird sehr, sehr warmherzig erzählt.

Neben der stimmig erdachten Welt, der tollen Natur- und Tierbeschreibungen, einer spannenden Geschichte und den sympathischen Protagonisten hat mir besonders eine weitere Dimension in diesem Buch gefallen. Es ist unglaublich gut recherchiert und bringt viele – mir bisher unbekannte – Fakten über das Dritte Reich und die Nachkriegszeit, als tatsächlich viele Frauen und Mädchen nach Island ausgewandert sind. Dabei kommt die Autorin nie mit erhobenem Zeigefinger daher, sondern man lernt so ganz nebenbei viel Wissenswertes.

 

 

Fazit:

Der Roman ist unglaublich vielschichtig und intelligent geschrieben. Nach einem richtig fiesen Cliffhanger warte ich nun sehnsüchtig auf den zweiten Teil… Absolut lesenswert!