Rezension

Wunderbarer Zeitvertreib, der zum Träumen einlädt!

Das Haus der geheimen Träume - Mia Löw

Das Haus der geheimen Träume
von Mia Löw

Bewertet mit 5 Sternen

Ich bin sehr schnell und mit großen Emotionen in das Buch eingestiegen. Man lernt zunächst Jennifer kennen, die am 11.09.2001 im Nordturm des World Trade Centers im 82. Stock arbeitet und dann mit einer lauten Explosion aus ihrer alltäglichen Routine gezogen wird. Jennifer läuft um ihr Leben, vorbei an viele schreienden und geschockten Menschen, die vielen Treppen hinunter bis in die Lobby, wo ihr ein beißender Qualm entgegenkommt und sie - kurz bevor sie in Sicherheit ist - das Bewusstsein verliert. 
Jahre später. Jennifer ist tot. Ihre Leiche wurde nie gefunden. Ihre Mutter Susanne und ihre Schwester Julia - die immer in Jennifers Schatten gestanden hat - haben sie in einer Schamanenzeremonie verabschiedet. Doch Jennifers Geist ist allgegenwärtig. Auch 14 Jahre nach ihrem Tod kann Julia die demütigenden und verletzenden Gedanken an ihre Schwester nicht los werden. Und dann kommt es, wie es kommen muss: ihr Freund haut mit ihrem ersparten ab, ihre WG-Freundin schmeißt sie raus, da diese Platz für ihren Lover braucht und in der Redaktion wird die Journalistin von der dritten Kündigungswelle erfasst. Ohne Job, Geld und Dach über den Kopf klammert sie sich im letzten Moment an den Strohhalm, den ihr ihr Schwager Noah aus den USA über das weite Meer rüberreicht: ein Jobangebot in New York, wohnen kann sie zunächst bei ihm in den Hamptons, in dem Haus, in dem einst ihre Schwester Jennifer mit Julias Exfreund glücklich geworden ist - und den Jennifer ihr dreist ausgespannt hat. Julia ist nach wie vor nicht über die Schmerzen hinweg, doch meistert sie das Ganze und tritt die Reise ins Abenteuer an. Doch schon am Ziel angekommen beschleicht sie ein unruhiges Gefühl und das liegt nicht nur daran, dass sie ihre einstige große Liebe wiedersehen wird, der - wie soll es auch anders sein - stets ihre Schwester Jennifer als Geist mit sich trägt. 
Schon zu Beginn der Geschichte wird der Leser mit vielerlei Emotionen konfrontiert. Von Trauer, über Wut bis hin zur Verzweiflung und dann kommt doch ein kleiner Hoffnungsschimmer aus der Ferne! Man mag eigentlich gar nicht so recht glauben, dass in sämtlichen Facetten des Lebens alles falsch laufen kann, doch hat man bis dahin noch nicht Julia gekannt. Die blonde, quirlige Journalistin - welche sich sehr schnell in mein Herz gelebt hat - hat stets im Schatten ihrer Schwester gelebt und ist bis jetzt noch nicht aus diesem herausgekommen. Als sie dann in New York ankommt und mit ihr auch noch die Achterbahn der Gefühle miterlebt, ist man im ersten Moment genauso geflasht wie sie. Doch das legt sich recht schnell. Julia lebt sich schnell in New York ein und zwischen ihr und Noah scheint es doch wieder zu funken ... Die Geschichte hat einen sehr schönen Lesefluss und der Schreibstil der Autorin ist auch sehr fließend gewählt. Hier und da habe ich einen Schreibfehler entdeckt, doch die kann man schnell ausmerzen. 
Sehr gefallen hat mir der Hintergrund der Geschichte. Man wird erneut an den Tag zurück gebracht, an dem alles Schlimme begann und zwar nicht nur im Buch: den 11. September 2001. Auch ich weiß noch, wo ich war als ich von dem schrecklichen Ereignis gehört habe und ich kann gut verstehen, dass Julia all das nicht mehr hören kann - immerhin hat sie tatsächlich jemanden bei diesem Anschlag verloren. Zumindest denken wir das! Doch ist Jennifer wirklich tot? 
Mia Löw schafft es, den Leser mit in die Geschichte mit einzubeziehen. Ich habe das Buch innerhalb eines Tages auslesen MÜSSEN, da ich es einfach nicht mehr zur Seite legen konnte. Ich war gefesselt, von Anfang an bis zum Ende! Manchmal habe ich mich schon gefragt "wie kommt sie auf so eine Geschichte? Und kann sowas tatsächlich alles ein und derselben Person passieren?" Doch so abwegig ist das Ganze nicht, wenn man sich mit dem 11. September 2001 und allem, was danach kam, auseinandersetzt. 
Die Geschichte hatte die richtige Länge, die passenden Höhepunkte und ein sehr gut gewähltes Ende ... einzig und allein das letzte Kapitel finde ich etwas Fehl am Platz. Es lässt die Geschichte zu "fantastisch" wirken. 

Doch ich kann mit ruhigem Gewissen sagen: dieses Buch ist absolut lesenswert und ich werde es weiter empfehlen!