Rezension

Wunderschön

Nur zusammen ist man nicht allein - Mike Gayle

Nur zusammen ist man nicht allein
von Mike Gayle

Bewertet mit 5 Sternen

Meine Liebe für Mike Gayle Bücher fing mit „Dinner for Two“ an. Ich habe das Buch vor Jahren verschlungen und wollte sofort mehr von ihm lesen. Leider war meine Suche nach weiteren Büchern des Autors aus irgendeinem Grund damals nicht erfolgreich. Dann geriet der Autor für mich in Vergessenheit. Deswegen habe ich mich umso mehr gefreut, als ich dieses Buch auf lovelybooks in einer Leserunde entdeckt habe. 

In „Nur zusammen ist man nicht allein“ geht es um die Hope Familie. Anfangs scheint diese Familie perfekt zu sein. Tom und Laura haben zwei tolle Kinder und die haben eine nette Großmutter. Doch dann stirbt Laura. Tom und seine Schwiegermutter Linda stehen vor einem Scherbenhaufen und beide gehen anders mit ihrer Trauer um. Tom stürzt sich in Arbeit und ist nicht mehr für seine Töchter da, Linda stürzt sich in die Rolle einer Ersatzmutter. Schließlich entscheidet Linda, dass es genug ist, Tom soll sich endlich auch um seine Töchter kümmern. „Nur zusammen ist man nicht allein“ handelt von Trauer, Verlust, dem Umgang mit Beidem und dem Neuanfang als Familie nach einem furchtbaren Schicksalsschlag. 

Von Anfang an sah ich Tom und Linda, die beide die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen, auf einer Couch sitzen, einander anlächeln, ab und zu bei bestimmten Erinnerungen den Kopf über ihr damaliges Verhalten schütteln und im Allgemeinen beim Erzählen ihrer Geschichte richtig aufgehen. Als würden sie bei einem großen Familientreffen von letztem Jahr erzählen. Obwohl die Ausgangslage denkbar traurig ist, gibt es auch Szenen, in denen man schmunzeln muss. Locker und gut zu lesen regt das Buch zum Nachdenken darüber an, wie das Leben nach dem Tod eines geliebten Menschen weitergeht. 

Mike Gayle hat einen großartigen Schreibstil. Er schreibt so, dass man sich selbst beim Lesen schnell als Teil der Familie Hope empfindet. Realitätsnah beschreibt er das Leben der Hopes und schreibt von Charakteren, die man gerne kennenlernen würde, oder die Personen ähnlich sind, die man bereits kennt. Sie sind nicht perfekt , sondern haben Fehler und Schwächen. Es gibt große Geheimnisse und Selbsterkenntnis. Die Emotionen der Protagonisten werden zu den eigenen und kreieren so die Atmosphäre einer familiären Zugehörigkeit. 

Mike Gayle schreibt auch poetische, wunderschöne Sätze. Etwas, das einen Roman in meinen Augen aufwertet, ist, wenn dem Leser keine Emotionen oder philosophischen Gedanken aufgezwungen werden, sondern diese im Buch ihren Platz haben, weil sie eingebunden werden und so nicht mehr wegzudenken sind. Einer dieser poetischen Sätze in „Nur zusammen ist man nicht allein“ ist dieser: 

"Die Vergangenheit mag vergangen und nicht zu ändern sein, doch die Zukunft kann alles sein, was wir uns wünschen, solange wir nur die Hoffnung nicht aufgeben." (Seite 378) 

So endet das Buch. Besonders schön ist hier die Verbindung zum Familiennamen. Es zeigt, wie gut das Buch durchdacht ist. 

Normalerweise bin ich kein großer Romanleser, auch wenn ich das gerne wäre. Ich lese lieber Psychothriller und Fantasy. Deswegen muss ein Roman wirklich gut sein, damit ich ihn lese und liebe. Mike Gayle schafft dies mit „Nur zusammen ist man nicht allein“. Es gelingt ihm erneut mich zu überzeugen. Nicht nur mit einem wunderschönen Schreibstil, sondern auch mit sympathischen Protagonisten. Deswegen möchte ich diesen Roman sehr gerne weiter empfehlen.