Rezension

Wunderschöne Geschichte!

Wintergeister - Kate Mosse

Wintergeister
von Kate Mosse

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kate Mosse war mir lange Zeit kein Begriff, von daher habe ich auch “Wintergeister” bislang nicht beachtet. Durch ein paar Empfehlungen bin ich jedoch auf dieses schöne Buch aufmerksam geworden, was mich durch seine schöne Sprache beeindrucken konnte.

Die Autorin schreibt unglaublich schön und intensiv. Situationen, Ortschaften und Charaktere werden sehr präzise beschrieben, sodass es mir sehr leicht gefallen ist, mich auf diese Geschichte einzulassen. Zwischendurch wird es sogar recht poetisch, was ich zunächst nicht erwartet hätte. Es ist stellenweise hart an der Grenze zum Kitsch, jedoch nie unangenehm. Dazu werden sehr viele Emotionen in die Geschichte eingearbeitet und sehr authentisch dargestellt. Freude, Leid, Trauer, Orientierungslosigkeit und Verluste sind nur ein paar Gefühle, die thematisiert werden. “Wintergeister” regt zum Nachdenken und Mitfühlen an und kann in gewisser Art und Weise auch dabei helfen, eigene Trauer zu verarbeiten.

Frederick musste in seinem Leben schon einige Verluste hinnehmen. Er lebt in einer Zeit, in der es nicht unbedingt einfach ist. Im ersten Weltkrieg fällt sein Bruder und dadurch gerät seine komplette Gefühlswelt aus der Spur, denn dieser war immer für ihn da und eine wichtige Bezugsperson. Seine Gefühle und Gedanken sind unglaublich sympathisch und authentisch. Er begleitet den Leser quasi auf eine Reise durch sein Inneres, dass spannender und emotionaler nicht sein kann. Gleiches gilt für Fabrissa. Beide lernen sich durch einen Soldatenangriff mehr oder weniger freiwillig kennen und verstecken sich gemeinsam vor den Angriffen. In dieser Nacht erzählen sie sich ihre Gedanken und Geschichten aus ihrem Leben, die schöner und trauriger nicht sein könnten. Dennoch bleibt Frederick und sein Weg aus der Orientierungslosigkeit der Hauptpart der Geschichte, denn er verliert Fabrissa aus den Augen und sie hat ihm lediglich einen Brief auf Okzitanisch hinterlassen. Da Okzitanisch nicht von allen Franzosen gelesen werden kann, da diese Sprache nur ca. ein Drittel aller Franzosen beherrschen, ist es für Frederick besonders schwer, diesen übersetzen zu lassen, was ihm jedoch mit Hilfe eines Antiquars gelingt.

Wirkliche Schwächen hat dieses Buch nicht. Für meinen Geschmack hätte dies deutlich länger sein können, denn mit gerade einmal 224 Seiten ist das Buch relativ kurz und schnell zu lesen. Die Geschichte hat prinzipiell alles erzählt, was es zu erzählen gibt, jedoch gibt es noch eine Menge Potential, welches leider nicht umgesetzt wurde. Dies ist jedoch eher ein Wunsch als wirkliche Kritik, denn ansonsten ist das Buch nahezu perfekt. Mit Sicherheit ist die Sprache nicht unbedingt Sache von Jedermann. Es ist oftmals fast schon zu poetisch und driftet ins Kitschige ab. Ich mag es ganz gerne, männliche Leser könnten dabei jedoch an einigen Stellen genervt den Kopf schütteln. Wer jedoch den Schreibstil von Nicolas Barreau oder Marc Levy mag, wird mit Kate Mosse absolut keine Probleme haben.

Sehr gelungen ist auch das Cover. Es wirkt sehr beruhigend und auch etwas melancholisch. Sehr passend zur Geschichte und der Stimmung, die hervorragend umgesetzt wurde. Die Kurzbeschreibung liest sich ebenfalls gut und macht Lust auf mehr.

Insgesamt ist “Wintergeister” ein unglaublich schönes Buch, das perfekt in die Weihnachtszeit passt. Ein angenehmer Schreibstil und interessante Charaktere machen dieses Buch zu einem gelungenen Leseerlebnis. Kaufen, lesen und genießen.