Rezension

Wunderschöne Geschichte für alle Pflanzenliebhaber

Die Gartenschwestern - Ella Kordes

Die Gartenschwestern
von Ella Kordes

Bewertet mit 5 Sternen

Die Geschichte spielt in zwei unterschiedlichen Zeiten in Berlin. In der Gegenwart verliert Gitta nicht nur ihren Mann, sondern damit auch ihren geliebten Garten. Die Freundinnen Constanze und Marit haben ihn immer gemeinsam mit ihr gepflegt. Nun bewirtschaften sie zusammen eine Laube und sind sich nun in Entscheidungen bezüglich der Bepflanzung ebenbürtig, weshalb sie sich in ihrer Freundschaft neu finden müssen. In anderen Kapiteln wird von Lissa berichtet, deren Mutter gestorben ist und nun vor der Gewalt der Roten Armee nach Berlin flüchtet. Die junge Frau erlebt Hunger, Verlust und Angst während der letzten Kriegstage und der entbehrungsreichen Zeit danach.

Anfangs ist mir direkt der tolle Schreibstil aufgefallen. In diesem Buch spielen Pflanzen nicht nur thematisch eine große Rolle, sondern sogar in der Sprache der Autorin. Die Protagonisten oder Situationen werden oft mit Blumen oder gärtnerischen Begriffen verglichen und beschrieben. Wie z. B. „Gitta und Ralf gehörten zusammen wie Gießkanne und Wasser, Rasenmäher und Stromkabel, Kompost und Kartoffelschalen“ (S. 13). Auch die Liebe zum Detail hat mir gefallen. So hat die Autorin ein ganz besonders kleines Grundstück mit Bäumen, Blumen und dem kleinen, gemütlichen und  einzigartigen Häuschen geschaffen. Besonders gefallen hat mir, dass man hierdurch auch die Verbindung von damals und heute erkennen konnte. Auch die Figuren, insbesondere andere Laubenbesitzer, waren sehr vielschichtig und unterschiedlich dargestellt. Und ganz wichtig ist auch die Vielzahl der Nutzpflanzen und Blumen, die Ella Kordes im Roman genutzt hat. Die Bandbreite von altbekanntem, wie Kartoffeln, bis zu fast schon exotischem Gemüse hat mir sehr gut gefallen. Während des Lesens hat man ständig Inspiration und Lust bekommen, um im eigenen Garten zu werkeln.

Die beiden Zeitebenen stehen im starken Kontrast zueinander. Die drei Freundinnen in der Laubenkolonie werden lebhaft und amüsant dargestellt, wie sie ihren Garten gestalten und auf andere Gärtner in der Kolonie treffen. Im Gegensatz dazu wird das entbehrungsreiche Leben 1945 geschildert. Selbst der Schreibstil und deshalb auch die Stimmung waren hier trister, beklemmend und trostlos. Dass die Protagonisten in ihrem Leben und den Gefühlen so stark voneinander abgegrenzt waren, hat mir gut gefallen. Beide Zeitebenen haben gleichermaßen Spaß gemacht zu lesen und hatten auch viele spannende Momente.

In der Gärtnerei bedeutete jedes leise Summen in der Luft Schönheit, Leben und Fruchtbarkeit, in der Stadt dagegen das laute Brummen der nahenden Flieger Hässlichkeit, Zerstörung, Not und Tod.《 S. 201

Einzig die beginnende Liebe von Lissa konnte ich anfangs nicht nachvollziehen. Plötzlich war die Beziehung mit einem Satz da, obwohl weder von ihr noch von ihm aus irgendwelche Zeichen hervorgingen. Später jedoch konnte ich mich langsam damit arrangieren und die Liebe verstehen.

Am Ende verbinden sich Gegenwart und Vergangenheit, was ich sehr schön und berührend fand. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hatte ich Tränen in den Augen, weil die Geschichte der Protagonisten traurig und wunderschön endet.

 

Fazit:
Das Buch hat mich so begeistert, dass ich nie wollte, dass es endet. Warmherzig und humorvoll erzählt Ella Kordes die Geschichte der drei älteren Frauen, die gemeinsam einen Schrebergarten bewirtschaften. Gefühlvoll und berührend von Lissa, die sich 1945 in den Wirren der (Nach-&)Kriegszeit durch das Gärtnern ernährt. Außerdem beschreibt die Autorin mit viel Liebe unterschiedliche Pflanzen und das Gärtnern. Ein Buch für alle Naturliebhaber und Gartenbegeisterte!