Rezension

Wunderschöne Geschichte mit Tiefgang

Die  Gedankenmusik - Matthias Brandl

Die Gedankenmusik
von Matthias Brandl

Bewertet mit 5 Sternen

"...Der Sonntag hatte sich von dem Tag, an dem sie die Liebe ihrer Eltern am meisten spürte, in den Tag verwandelt, an dem Maja am deutlichsten sah, dass ihre Eltern nicht mehr miteinander zurechtkamen..."

 

Die 10jährige Maja fährt mit ihrer Mutter in den Sommerferien in das Feriendorf zu Tante Christel. In diesem Jahr aber hat die Reise einen bitteren Beigeschmack. Nach Zeiten voller Streit brauchen die Eltern eine Auszeit voneinander. Es ist nicht klar, ob und wann der Vater ins Dorf kommt. Maja belastet die Situation so, dass sie ab und zu Alpträume hat. Nach fünf Tagen lernt. Maja bei ihrem Gang durch den Ort den Clown Anton und seine Musik kennen. Er bringt sie zum Lachen.

Anton hat die besondere Fähigkeit, in die Seele seiner Zuhörer schauen zu können. Er sieht Majas Trauer und Verzweiflung, schenkt ihr eine Geschichte und summt ihr eine kleine Melodie.

Plötzlich sieht Maja eine Möglichkeit, ihren Eltern zu helfen. Sie folgt Anton und gelangt Stufe für die Stufe in das Reich der Töne.

Der Autor hat eine berührende und märchenhafte Geschichte geschrieben. Das Buch hat mich trotz der relativ kleinen Schrift schnell in seinen Bann gezogen. Es ist eines der seltenen Bücher, die Jung und Alt gleichermaßen ansprechen dürften.

Für Kinder ist es ein Märchen, dass von Freundschaft und Mut kündigt, den Kampf des Guten gegen das Böse thematisiert und zeigt, dass Einsatzbereitschaft und Zutrauen über viele Hürden hinweghelfen.

Als Erwachsener öffnet das Buch zusätzlich den Blick für philosophische Zusammenhänge.

Das Schriftstil ist poetisch und wunderschön. Der Autor beherrscht die bildhafte Sprache perfekt. Obiges Zitat zeigt auf eine feine Art, wie sich das Leben für Maja verändert hat. Ich möchte den Satz nicht interpretieren. Das bleibe dem Leser selbst überlassen. Es war nicht einfach, ein Zitat für die Rezitation auszuwählen. Es gibt viele Stellen, die es verdient hätten, hier zitiert zu werden. Dazu gehören auch Sätze, die zur Selbstreflektion einladen, so die Aussage, dass beinahe alle Menschen Schauspieler sind. Selbst die kleine Geschichte, die Anton erzählt, beinhaltet eine tiefe Lebensphilosophie. Anton setzt sich über Verbote hinweg, um dem Mädchen, das er mag, zu helfen und beweist damit, dass starre Regeln nicht immer gut und hilfreich sind. Interessant gestaltet ist die Entwicklung von Maja. Aus einem schüchternen und traurigen Mädchen wird eine Kind, das sich für seine Ziele einsetzt und keine Angst vor ungewöhnlichen Wegen hat. Es ist die Realität des Lebens, dass sie dabei auch Manipulation ausgesetzt ist, ausgenutzt wird und in Gefahr gelangt, sich selbst zu verlieren. Macht verändert Menschen. Das wird ebenfalls gekonnt thematisiert. Eingeflochten in die Geschichte sind Gedichte und Lieder, die berühren. Zwei gegensätzliche Emotionen spielen in der Handlung eine besondere Rolle. Die sind die Liebe und die Angst.

Jedes Kapitel beginnt mit einer Überschrift in besonders großem Schriftstil und einer kleinen Illustration, die zum Inhalt passt.

Das in zartem Braun gehaltene schlichte Cover mit der Muschel passt zum Inhalt. Es geht um innere Werte, nicht um Äußerlichkeiten.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat mich im positiven Sinne tief berührt und an vielen Stellen zum Nachdenken gebracht.