Rezension

Wunderschöne Traurigkeit

Endstation Malma -

Endstation Malma
von Alex Schulman

"Die Zukunft ist bereits vorherbestimmt und lässt sich nicht beeinflussen, doch was passiert ist, ist veränderlich, es bewegt sich die ganze Zeit." (S. 206)

Da ist Harriet, ein Mädchen, dass von ihrer Schwester und ihrer Mutter getrennt und allein von ihrem Vater groß gezogen wird. Da ist Oskar, der eine auf Streit basierte Ehe führt, die ihn an seine Grenzen führt. Und da ist Yana, deren Mutter eines Tages verschwunden ist und die nach dem Tod ihres Vaters beginnt, ihr Leben aufzuarbeiten. Alle drei sind auf der Zugreise nach Malma und ihre Schicksale sind enger verwoben, als es zu Beginn den Anschein hat.

Alex Schulman beobachtet in seinem Roman "Endstation Malma" die Entwicklung von Beziehungen - zwischen Vater und Kind, Mutter und Kind, die Beziehung von Schwestern, von einem Liebespaar und immer auch die Beziehung von den Protagonist*innen zu sich selbst. Er ist dabei so schonungslos, so aufmerksam, so ehrlich, dass es teilweise weh tut. Verbale und psychische Gewalt sind allgegenwärtig, meist ohne, dass es den Protagonist*innen selbst bewusst ist. Ein zu wenig und ein zu viel an Liebe sind stete Wegbegleiter. Der Blick ist dabei immer in die Vergangenheit gerichtet, die Zukunft scheint kaum eine Rolle zu spielen. Erinnerungen und Wahrheiten werden ausverhandelt, die unterschiedlichen Blickweisen auf Geschehnisse beleuchtet. Dies lässt die Geschichte ob der teils tragischen Ereignisse stehts traurig und melancholisch, ab und an sogar depressiv wirken. Die zugängliche Sprache und der philosophische Ansatz jedoch verleihen dem Buch eine Schönheit und beeindrucken so, dass ich stets gefesselt war und kaum aufhören konnte zu lesen. Die ein oder andere Träne musste ich ob der rohen Schilderung gewisser Erinnerungen vergießen. Schließlich hat mich das Erzählte auch dazu angeregt, selbst über meine Vergangenheit und meine Erinnerungen zu reflektieren.

Endstation Malma ist ein großartiges Werk, das mir lange in Erinnerung bleiben und bestimmt noch des Öfteren gelesen werden wird. Es ist keine leichte Kost, aber eine absolute Bereicherung für alle, die sich von Schonungslosigkeit nicht abschrecken lassen.