Rezension

Wundervolle Charakter, aber für mich eine Spur zu artistisch, poetisch und fiktiv

I'll Give You the Sun - Jandy Nelson

I'll Give You the Sun
von Jandy Nelson

Ein wirklich tolles Buch, welches aber manches Mal den Bogen für mich überspannt hat. Ich fand es dennoch super, aber ein bisschen weniger hätte bei mir 5 Sterne gegeben.

Inhalt

Jude und ihr Zwillingsbruder Noah sind beste Freunde. Doch das ändert sich in der Pubertät. War Jude vorher die beliebte Schülerin mit vielen Freunden und Noah der Außenseiter, ist es jetzt genau anders rum. Wie es dazu kam, erfährt man in diesem Buch.

Meine ausführlichere Meinung

Ich habe lange auf dieses Buch gewartet, war ich von Jandy Nelsons Debütroman "The Sky is Everywhere" doch wirklich schwer beeindruckt. Und im Großen und Ganzen kann ich sagen: das Warten hat sich gelohnt!

Erzählt wird das Buch abwechselnd aus Perspektive von Noah und Jude. Das Besondere daran: Noahs Erzählung ist angesiedelt, als er 13 Jahre alt war. Also ein paar Jahre früher. Judes Erzählung spielt in der Gegenwart - sie ist 16 Jahre. Das funktioniert prima und ergänzt sich wirklich gut.

Besonders die Geschwisterbeziehung zwischen Noah und Jude war liebevoll ausgestaltet. All die Höhen und Tiefen. Alles noch mal davon getoppt, dass sie sich als Zwillinge so nahe sind bzw. waren. Für mich ist dies der eindeutige Höhepunkt des Buches!

Natürlich geht es noch um viel mehr. Unter anderem um die zerbrochene Familie, Hoffnungen und Träume, aber auch Lügen und Geheimnisse. Hier wurde mir eine Spur zuviel ins Buch gepackt - es las sich einfach sehr fiktiv. Überhöht wurde dieser Eindruck sicherlich dadurch, dass die Sprache sehr wortgewaltig ist und von Metaphern fast überquillt. Klar, es ist im künstlerischen Niveau angesiedelt, aber dennoch war es für mich doch eine Spur zu heftig und hat mir ehrlich gesagt manches Mal auch die Lektüre verleidet, weil es eben ZU gekünstelt wirkte. Auch die Zufälle waren für mich ein bisschen zu viel des Guten und das Ende eine Spur zu leicht, zu kitschig angesichts der vorher doch teilweise tiefgehenden Empfindungen und Verletzungen.

Natürlich hat mich das Happy End gefreut, aber das ALLES auf einmal Friede, Freude, Eierkuchen ist hat meiner Meinung nach dieser Geschichte ein wenig geschadet und ihr die Glaubwürdigkeit genommen.

Fazit

Dieses Buch ist eine Leseempfehlung, ganz klar. Es ist wirklich sehr gut, aber ein paar kleinere Dinge (Sprache, Zufälle en masse, Happy Ends überall und für jeden) haben die Lektüre für mich eingetrübt. Dennoch - eine einzigartige Geschichte, die mich die meiste Zeit gefesselt hat.