Rezension

wundervolle Geschichte: berührend, einfühlsam, ganz leise und doch gewaltig erzählt

Die Telefonzelle am Ende der Welt -

Die Telefonzelle am Ende der Welt
von Laura Imai Messina

Bewertet mit 5 Sternen

Laura Imai Messina lässt ihren Roman „Die Telefonzelle am Ende der Welt“ vor einem realen Hintergrund spielen: Das Windtelefon gibt es wirklich, in einem Garten in Otsuchi in der Präfektur Iwate, in welcher, die Erdbeben- und Tsunamikatastrophe am 11.03.2011 so viele Opfer forderte. Um mit den Verstorbenen zu sprechen wird in der buddhistischen Tradition der Hausaltar – oder eben das Windtelefon im Bell Gardia – genutzt.

Laura Imai Messina, gebürtig in Rom, wohnt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Tokio. Beim Lesen bemerkt man ständig ihr Hintergrundwissen und ihr Einfühlen in die japanische Lebens- und Denkweise. In ihrem Roman beschreibt sie die sich kreuzenden Wege Yuis, die beim Tzunami sowohl ihre kleine Tochter als auch ihre Mutter verloren hat, Takeshi Futjita-San, der seine Frau und Mutter der gemeinsamen kleinen Tochter an den Krebs verlor und noch viele weitere Schicksale. Sie alle treffen immer wieder im Bell Gardia, dem Ort der besonderen Magie zusammen und begleiten sich über die Jahre bei ihrer Trauerarbeit, der aufkommenden Zuversicht und Zerbrechlichkeit, dem Versuch der Heilung der Seele.

Beeindruckend und ausgesprochen einfühlsam wird die Suche nach Trost und der verzweifelten Frage, wie man mit dem plötzlichen Verlust umgehen und als Überlebender zum Lebenden werden kann, erzählt, nebenbei immer wieder Listen mit Gedanken, Eigenheiten oder Vorlieben der Protagonisten eingefügt und vieles aus dem Leben in einer japanischen Familie vermittelt.

Eine wundervolle Geschichte: berührend, einfühlsam, ganz leise und doch gewaltig erzählt.