Rezension

Wut zur Veränderung

»Was wollt ihr denn noch alles?!« -

»Was wollt ihr denn noch alles?!«
von Alexandra Zykunov

Bewertet mit 5 Sternen

2022 veröffentlichte Alexandra Zykunov ihr erstes Buch „Wir sind doch alle längst gleichberechtigt“, in dem sie 25 „Bullshitsätze“ zur Gleichberechtigung zerlegte. Nun ist mit „Was wollt ihr denn noch alles?“ quasi eine Fortsetzung erschienen, in der sie weitere Zahlen, Studien und Absurditäten präsentiert, die zeigen, wie Frauen in Deutschland systematisch benachteiligt werden.

Die Autorin startet zunächst mit einem Disclaimer, dass sie „Frauen“ und „Männer“ in diesem Buch verallgemeinernd verwendet und hierdurch andere Identitäten, Beziehungsmodelle etc. nicht ausgeblendet werden sollen. Anschließend folgt ein Kapitel zu Wikipedia, das eigentlich für die gesamte Problematik steht: 90% der Autor*innen sind dort Männer und entscheiden, wer einen Eintrag „verdient“. Überraschung: Das sind nur wenige Frauen und ebenso wenige People of Colour.

Im weiteren Verlauf reißt Zykunov so viele wichtige Dinge an, dass ich sie gar nicht alle benennen kann. Hier also nur einige Beispiele: Eine Ehe ist umso stabiler, je weniger die Frau verdient und je mehr sie (im Vergleich zum Partner) verdient, desto mehr Arbeit übernimmt sie im Haushalt. Absurd, oder? Aber es geht weiter: 90% der Menschen (ja, auch Frauen) haben Vorurteile gegenüber Frauen und eine Studie zeigt, dass wir es grundsätzlich fair finden, wenn ein Mann bei gleicher Leistung und gleicher Qualifikation mehr verdient. Bitte?

In der zweiten Hälfte des Buches geht es konkret um Care-Arbeit, z.B. um das Elterngeld, das seit Einführung nicht erhöht wurde, um die Masse an unbezahlter Fürsorgearbeit, die Frauen leisten – egal ob für Kinder oder Ältere. Beim Blick auf ihre Rente sagt man(n) ihn aber dann, sie hätten eben „einfach mehr arbeiten müssen“. Doch was will Zykunov eigentlich mit dem Buch bezwecken? Sie will wachrütteln, Denkansätze geben (bezahlte Care-Arbeit, Elterngeldreform usw.) und vor allem an die Männer appellieren: Wie können sie z.B. einfach so hinnehmen, dass ihre Mütter, Frauen oder Töchter ein 32% höheres Sterberisiko haben, wenn sie von einem Mann operiert werden?

Fazit: Ein Buch, das wütend macht. Diese Wut ist aber zur Veränderung notwendig.