Rezension

Zeig mir deine Narben, damit ich weiß, wo ich dich am meisten lieben muss. - Unbekannt

Der Wind flüstert von Freiheit -

Der Wind flüstert von Freiheit
von Jody Hedlund

Bewertet mit 4 Sternen

1867 Colorado. Brody McQuaid, der durch seinen Einsatz im Bürgerkrieg körperliche und seelische Narben davon getragen hat, ist auf der Ranch seines Bruders Flynn untergekommen und hofft, sich ebenfalls etwas Eigenes aufzubauen. Besonders die wilden Mustangs haben es ihm angetan, um die er sich rührend kümmert und sie mit viel Einfühlungsvermögen zähmt. Die Begegnung mit der Tierärztin Savannah Marshall, die ebenfalls auf der Ranch Zuflucht vor einer arrangierten Ehe sucht, verändert nachhaltig das Leben von beiden…

Jody Hedlund hat mit „Der Wind flüstert von Freiheit“ den dritten Teil ihrer historischen Colorado-Reihe vorgelegt, der den Leser in den Wilden Westen des 19. Jahrhunderts einlädt, um dort das Schicksal von Brody und Savannah kennenzulernen. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Erzählstil der Autorin macht das Eintauchen in die Handlung leicht, so dass der Leser sich schnell an der Seite von Brody bzw. Savannah wiederfindet. Während Brody die Kriegserlebnisse verarbeiten und seinem Leben eine neue Richtung geben muss, ist Savannah ihrem Herzen gefolgt und hat vor einer Hochzeit Reißaus genommen, die zwar ihre Eltern glücklich machen würde, sie selbst aber in ihrem Willen und in ihrer Freiheit beschneiden würde. Als die beiden sich begegnen, fügen sich zwei Scherben ineinander, denn sowohl Brody als auch Savannah betrachten Freiheit als höchstes erstrebenswertes Gut. Brody steht sich mit seiner immer wieder aufbrausenden Art selbst im Weg, nur seiner Nichte Flora gegenüber reißt er sich zusammen. Savannah nimmt zu sehr Rücksicht auf die Befindlichkeiten ihrer Eltern und deren Notlage, als dass sie endlich mal offen Verständnis einfordert für das, was ihr selbst wichtig ist. Die Arbeit mit den Tieren offenbart die Sehnsüchte von Savannah und Brody und schweißt die beiden immer mehr zusammen, jedoch werden ihnen immer wieder Steine in den Weg gelegt, die es ihnen schwer machen, endlich die gewünschte Richtung einzuschlagen. Der Auftritt von Savannahs Vater und ihrem Verlobten holt nicht nur Savannah jäh auf den Boden der Tatsachen zurück, verlangt aber nun ein offenes Wort und eine Entscheidung von ihr. Die Autorin versteht es sehr gut, den Leser mit ihren Geschichten in den Bann zu ziehen, doch dieser Band schwächelt gegenüber den Vorgängern etwas, da die Handlung insgesamt etwas oberflächlich wirkt. Auch der christliche Aspekt geht fast unter, der sich hauptsächlich mit Vergebung, Schuld und Gottvertrauen beschäftigt.

Die Charaktere besitzen menschliche Züge und wurden glaubwürdig in Szene gesetzt, so dass der Leser ihnen auf Schritt und Tritt folgt. Brody ist äußerlich und innerlich gezeichnet vom Krieg. Er ist ein Hitzkopf, der mit Fäusten seine Wut abreagiert. Doch insgeheim ist er ein weicher Kerl, was er durch seine Liebe und Hingabe zu den Mustangs beweist. Savannah ist eine freiheitsliebende Frau, die jedem Unterstützung gewährt und sich oftmals auch ein schlechtes Gewissen einreden lässt. Sie stellt ihre eigenen Wünsche ganz hinten an, dabei hat auch sie ein Recht auf ein eigenes Leben. Flora ist ein Goldstück, während Ivy einem den letzten Nerv kostet.

„Der Wind flüstert von Freiheit“ ist ein unterhaltsamer historischer Roman, der alle begeistern wird, die Wild West-Atmosphäre sowie Liebesgeschichten lieben, aber auch die Spannung nicht missen möchten. Verdiente Leseempfehlung!