Rezension

Zeitgeschichte im Thrill-Gewand

Uranprojekt - Sebastian Thiel

Uranprojekt
von Sebastian Thiel

Entgegen meiner sonstigen Lesegewohnheit, bei einer Reihe grundsätzlich mit dem ersten Band zu beginnen, liegt mir in diesem Fall mit „Uranprojekt“ bereits der zweite Teil von Sebastian Thiels Serie um den Kommissar Nikolas Brandenburg vor. Und die gute Nachricht zuerst: Das macht hier gar nichts! Denn obwohl ich den Vorgänger „Wunderwaffe“ nicht kenne, hatte ich kaum Schwierigkeiten, in die Geschichte einzusteigen. Man kann sich hier voll und ganz auf den Autor Sebastian Thiel verlassen, dem es gelingt, mit einer Mischung aus gut dosierten und sorgfältig ausgewählten Informationen dem Leser eine Ahnung von den Geschehnissen des ersten Bandes zu vermitteln, ohne zu viel zu verraten.

Und so findet sich der Leser zu Beginn des Romans in Frankreich wieder. Es sind die späten Kriegsjahre des Zweiten Weltkriegs und der ehemalige Kommissar Nikolas Brandenburg harrt im besetzten Paris aus, wo er hat sich der Résistance, dem französischen Widerstand, angeschlossen hat. Es ist der Sommer 1944 und der Sturm der Alliierten auf die französische Hauptstadt steht kurz bevor. Nikolas soll zurück in seine Heimatstadt Düsseldorf, da die Franzosen mit einem Deutschen wohl kaum ein Nachsehen hätten, Widerstand hin oder her. Zudem gibt es Gerüchte um den Bau einer Superbombe, mit der die Nationalsozialisten dem Krieg eine entscheidende Wendung geben könnten. Nikolas soll in Deutschland mit Unterstützung der Résistance das schlimmste verhindern.

„Uranprojekt“ wandelt sich beim Lesen von einem anfangs recht unscheinbaren Kriminalroman schnell zu einem gut konstruierten Gesamtkunstwerk, das mit interessanten Protagonisten aufwarten kann. Die Figuren spielen ihre Rollen überzeugend, der Autor lässt ihnen Raum, sich zu entwickeln und mehr zu sein als nur starre Klischees ihrer Zeit. Kombiniert mit den gut recherchierten Fakten entsteht so ein schlüssiges Abbild einer Zeit, zu der schon so viel geschrieben wurde und die das Buch ohne zu wiederholen stimmig widerspiegelt. Auch das Tempo und der Schreibstil haben mich überzeugt, die Geschichte wird flott und flüssig erzählt. Und neben ein paar Finten, die der Handlung das richtige Maß an Vorhersehbarkeit nehmen, gipfelt der Roman in einem fulminanten Ende, das zum Abschied einen herrlich-fiesen Cliffhanger für den Leser bereithält. Der dritte Teil scharrt quasi schon mit den Hufen! :)

Fazit: Dem Autor ist hier ein spannungsgeladener Kriminal-Thriller vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Zweiten Weltkriegs gelungen, der neben seiner authentischen Atmosphäre mit glaubwürdigen Figuren und einem rasanten Finale punkten kann.

Bewertung: 4 Sterne

 

Rezension auch auf: http://wortgestalt-buchblog.blogspot.com