Rezension

Zeitlos

Die Zeitmaschine
von H. G. Wells

Bewertet mit 4 Sternen

“Mit dieser Maschine [...] gedenke ich die Zeit zu erforschen. Ist das klar?”

Ende des 19. Jahrhunderts gelingt es dem Zeitreisenden eine Maschine zu bauen, die ihn durch die vierte Dimension tragen soll: Die Zeit.
Er berichtet einer Versammlung ungläubiger Freunde und Bekannten von seiner Erfindung. Niemand nimmt sein Gerede wirklich ernst, bis er eines Tages völlig zerkratzt und verschmutzt auftaucht und von seinem Abenteuer berichtet.
Die Zeitmaschine brachte ihn ins Jahr 802.701. Dort einmal angekommen, musste der Zeitreisende feststellen, dass die Erde von zwei Schichten bevölkert wird: Den Eloi und den Mordocks. Die Eloi bevölkern die Erdoberfläche. Aus der Sicht des Zeitreisenden sind sie glückliche und zufriedene Wesen, die ihrem Alltag fröhlich und naiv entgegensehen. Ihnen scheint es an nichts zu mangeln, sie müssen sich keine Sorgen machen. Nur die Angst vor der Dunkelheit lässt sich des Nachts nicht ruhig schlafen.
Unterirdisch leben die Morlocks. Sie kommen nur Nachts an die Oberfläche, denn der Mangel an Nahrung bringt sie dazu, Eloi zu verschleppen. Sie werden als bösartig und grausam beschrieben. Die Geschichte endet mit dem Verschwinden des Zeitreisenden.

H. G. Wells´ Roman gilt als Pionierroman der Science Fiction im Bereich des Zeitreisens. In seinem Roman versucht Wells eine zukünftige Welt zu beschreiben, die zunächst als eine Art Utopie gesehen werden kann. Doch so oberflächlich der Zeitreisende im Roman zunächst das Jahr 802.701 betrachtet, muss auch er später feststellen, dass alle seine Vermutungen nicht der Wahrheit entsprechen. Was er dort vorfindet ähnelt einem Schlachthaus. Menschliche Werte sind verschrumpelt, Technik und eine ausgefeilte Sprache zur Kommunikation sind nicht mehr vorhanden. Der Roman macht deutlich, was aus einer Gesellschaft werden kann, wenn die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander klafft und sich die einen zu Herrschern über die anderen aufschwingen. Damit kritisiert er auch seine damaligen gesellschaftlichen britischen Verhältnisse,doch lässt sich diese Mahnung auch heute noch anwenden.

Wells Roman ist zeitlos. Er wählte für seine Erzählung ein weit entferntes Jahr. Weiterhin verzichtet er auf mögliche Beschreibungen von technischen Geräten in der Zukunft, die einen Roman oft unglaubwürdig machen. Gerade die Vorstellungen mancher Autoren bezüglich der näheren Zukunft werden spätestens dann ein wenig amüsant, wenn die gewählte Jahreszahl in der Realität eintritt. So umgeht Wells beide dieser Miseren. In dem Roman steht vielmehr der gesellschaftliche Wandel im Vordergrund. Und durch die Kritik, die der Autor hier äußert, erscheint auch ein kleines Fünkchen Hoffnung auf eine bessere Zukunft.